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Taping - Einleitung

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Taping

Einleitung

Der Begriff „Segment“ kann sich sowohl auf Bewegungssegmente wie auch auf Rückenmark- bzw. Spinalsegmente beziehen.

Bewegungssegment. Das Bewegungssegment bezeichnet die funktionell gegliederte Einheit zwischen 2 Wirbelkörpern. Zu diesem Abschnitt können folgende Strukturen gezählt werden:

  • Wirbelbogengelenke mit dem Lig. flavum und der Gelenkkapsel
  • Spinalkanal und Foramen intervertebrale mit dem Spinalnerv und den Gefäßen
  • Raum zwischen den Bandscheiben mit der Knorpelplatte, dem Nucleus pulposus, dem Anulus fibrosus und dem Lig. longitudinale anterius und posterius

 

Zum Bewegungssegment lässt sich der innervierte Bereich des Hautgewebes hinzuzählen. Zudem ist ein Bewegungssegment nicht isoliert zu betrachten, sondern bildet mit anderen Segmenten eine Einheit.

Segment. Die Rückenmark- bzw. Spinalsegmente lassen sich in die einzelnen Abschnitte der Wirbelsäule unterteilen:

  • Der zervikale Bereich der Wirbelsäule entspricht den Zervikalsegmenten C1–C8. Der Plexus cervicalis entspringt aus den Segmenten C1–C4, der Plexus brachialis den Segmenten C5–Th1.
  • Der thorakale Bereich der Wirbelsäule umfasst die Thorakalsegmente Th1–Th12. In diesem Bereich entspringen die Nn. intercostales.
  • Der lumbale Bereich entspricht den Lumbalsegmenten L1–L5. Im Bereich von Th12 bis L4 entspringt der Plexus lumbalis.
  • Der sakrale Bereich beinhaltet die Sakralsegmente S1–S5. Im Bereich von L5 bis S4 entspringt der Plexus sacralis.
  • Der kokzygeale Bereich umfasst die Kokzygealsegmente Co1 und Co2. Im Bereich von S5 bis Co2 entspringt der Plexus coccygeus.

 

Ein Segment bezieht sich, anders als das Bewegungssegment, unmittelbar auf den Spinalnerv und seine Versorgung.

Ein Segment ermöglicht die Verbindung bzw. nervale Vernetzung zu Hautarealen, Muskeln, Skelettanteilen, Eingeweiden und nervalen Abschnitten. Diese werden als Dermatome, Myotome, Sklerotome, Enterotome und Neurotome bezeichnet.

Segmentale, periphere und radikuläre Innervation

Die segmentale Innervation erfolgt über die Spinalnerven (Rückenmarknerven), die aus dem Foramen intervertebrale austreten. Nach dem Austritt aus dem spinalen Kanal teilen sich die Nerven in die ventralen (Rr. anteriores) und dorsalen Äste (Rr. posteriores). Der R. anterior geht in die Plexus über. Diese versorgen wiederum den Hals, die Extremitäten und die seitliche und vordere Rumpfwand. Der R. posterior verzweigt sich in einen medialen und lateralen Ast. Beide versorgen motorisch den M. erector spinae und sensibel die mediale Nacken-, Rücken- und Hinterhaupthaut.

Bei Schädigungen der segmentalen Innervation kommt es zu klar abgrenzbaren Ausfällen im jeweils zugehörigen Segment. Ist beispielsweise die spinale Wurzel im Bereich von L4 geschädigt, kommt es zu motorischen und sensiblen Ausfällen im Bereich des vorderen Oberschenkels.

Die Innervation im zervikalen, thorakalen, lumbalen, sakralen und kokzygealen Bereich erfolgt durch die Bildung von Nervengeflechten (Plexus). In diesen verflechten und durchmischen sich die Nervenfasern nach dem Austritt aus dem Spinalkanal. Diese gemischten peripheren Nerven enthalten motorische, sensible und vegetative Anteile.

Bei Schädigungen peripherer Nerven (peripher der spinalen Wurzel) kommt es aufgrund der Durchflechtung der Nervenfasern zu großflächigeren sensiblen Ausfällen als bei segmentalen Schädigungen. Störungen treten u. a. im Autonomgebiet (dem zugehörigen Hautareal) des Nervs auf. Die klare Abgrenzung zu einzelnen Dermatomen entfällt.

Die radikuläre Innervation beschreibt – vereinfacht ausgedrückt – die periphere Innervation eines Hautareals. Nach Austritt des Nervs aus dem Spinalkanal vermischt sich dieser mit anderen Nervenfasern und bildet den Plexus. Hieraus entstehen weitere Verzweigungen. Diese fasern sich weiter auf und versorgen peripher die Hautareale. Beispiele hierfür sind die periphere Innervation des N. medianus, N. ulnaris und N. radialis. Bei Schädigungen des N. medianus kommt es zur sog. „Schwurhand“, bei Schädigungen des N. ulnaris zur „Krallenhand“ und beim N. radialis zur „Fallhand“.

Segmentale vegetativ-reflektorische und algetische Krankheitszeichen

Bei Erkrankungen innerer Organe können sich segmentale vegetativ-reflektorische und algetische Krankheitszeichen manifestieren (s.chronischer Schmerz). Erstere treten immer, Letztere häufig auf.

Zu den vegetativ-reflektorischen Zeichen gehören die Veränderung der Feuchtigkeit, der Schweißsekretion und der Hauttemperatur, die Piloarrektion („Gänsehaut“) und die Hautkonsistenz. Zudem verändert sich der Muskeltonus, z. B. im Gesicht. Es kommt zur Lidspalten- und Pupillenerweiterung, zu einer asymmetrischen Körperhaltung sowie zu vegetativen Reflexen der Organe (z. B. Miktionsreflex).

Zu den algetischen Krankheitszeichen zählen die Hyperalgesie der Muskulatur und der Haut. In Bezug auf die Muskulatur wird von der Mackenzie-Zone, in Bezug auf die Haut von der Head-Zone gesprochen.

In der Tab. 11.5 ist die Zuordnung der Organe zu den Zonen bzw. Segmenten nach Hansen und Schliack (Quelle: Hansen, K, Schliack H. Segmentale Innervation. Ihre Bedeutung für Klinik und Praxis. Stuttgart: Thieme; 1962) und Jänig (Quelle: Jänig W. Vegetatives Nervensystem. In: Schmidt RF, Lang F, Heckmann M, Hrsg. Physiologie des Menschen. 31. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer; 2011: 403–434) zusammengeführt. Zu beachten ist, dass neben der segmentalen Innervation zudem ein enger Zusammenhang zwischen der Versorgung des N. phrenicus, dem Zwerchfell, den inneren Organen und den Segmenten C3 und C4 besteht. Bei länger bestehenden bzw. chronischen HWS-Beschwerden muss daher auch immer an Erkrankungen innerer Organe gedacht werden.

 

Tabelle 11.5  Zuordnung der Organe und Zonen bzw. Segmente nach Hansen und Schliack (1962) und nach Jänig (2011)

 

Grundlegendes zur Anwendung von Segment-Tapes

Ähnlich wie bei anderen Anlagen, z. B. der Muskel- (Muskulatur) oder der Meridian-Tapes (Leitbahnen), werden auch bei den Segment-Tapes tonisierende und sedierende Anlagen unterschieden.

Tonisierende Anlage. Tonisierende Anlagen werden ähnlich wie bei der Muskeltechnik vom Ursprung zum Ansatz auf die Haut geklebt. Hierbei befindet sich das Gewebe, z. B. der Thorax durch die Einatmung, immer in Vordehnung. Der Ursprung entspricht in diesem Fall dem Segment bzw. dem jeweiligen Wirbelsäulenabschnitt. Es werden größtenteils Fächertapes verwendet, die mit der Ligamenttechnik appliziert werden. Hierbei werden die Zügel allerdings nicht mit maximalem Zug, sondern mit einer Dehnung von etwa 50% auf die Haut aufgebracht.

Sedierende Anlage. Bei sedierenden Anlagen erfolgt die Tapeapplikation vom Ansatz in Richtung Ursprung. Auch hierbei kommt die Muskeltechnik zur Anwendung und das Gewebe befindet sich immer in Vordehnung. Der Ansatz entspricht hier den Reflexzonen des jeweiligen Organs, der Ursprung dem jeweiligen Segment. Auch die Applikation sedierender Anlagen erfolgt mithilfe von Fächertapes. Diese werden unter Vordehnung des Gewebes ohne Zug auf die Haut appliziert.

Die Anwendung tonisierender Anlagen ist sinnvoll, wenn eine Überaktivität des Organs vorliegt. Dies kann durch die Anamnese, Inspektion und Palpation überprüft werden. Sedierende Anlagen erfolgen bei einem „schwachen“ bzw. vermindert aktiven Organ. Liegen Unsicherheiten in Bezug auf die Über- oder Unteraktivität eines Organs vor, so können (je nach individuellem Empfinden des Patienten) tonisierende und sedierende Anlage kombiniert appliziert werden.

Behandlungsempfehlung

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Dermatom-Tapes werden ausschließlich auf die Head-Zonen (Dermatome), Segment-Tapes auf das jeweilige Segment und die zugehörige Reflexzone des Organs appliziert. Hierbei kann es Überschneidungen bei der Anlage der Tapes geben. Somit ist zuvor immer vom Behandler abzuwägen, welches Tape zielführend ist, um ein Übermaß an Tapereizen zu vermeiden.