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Synonym: Silbernitrat
Das Arzneimittel wird aus Silbernitrat hergestellt.
Silbernitrat ist ein Ätzstoff und wird in der Fotografie verwendet. Medizinisch wurde es eingesetzt als Adstringenz, als Antiseptikum und zur Credé-Prophylaxe bei Neugeborenen.
Bei welchen Indikationen hat sich Argentum nitricum bewährt?
- jede Art von Angst, z.B. Höhenangst, Platzangst, Erwartungsangst, Prüfungsangst
- psychogen bedingte Gastroenteritiden, z.B. Reizmagen, Reizdarm, Diarrhö oder Erbrechen bei Angstzuständen
- Burn-out-Syndrom
- Epilepsie
- Migräne
- Neuralgien
- eitrige Konjunktivitis
Welches sind die Leitsymptome von Argentum nitricum?
Bei Argentum-nitricum-Patienten bestehen viele Ängste. Es ist eines der Hauptmittel bei Prüfungsangst und Lampenfieber, die sich auf Blase und Darm niederschlagen, was sich in häufigem Wasserlassen und Durchfall äußert.
Der Argentum-nitricum-Patient leidet an funktionellen Störungen der Verdauungsorgane, so z.B. an Luftaufstoßen, lautem Rülpsen oder nervösem Durchfall. Oft gehört auch eine ausgeprägte Tendenz zu Blähungen und Auftreibungen des Bauches zum Bild dieser Arznei. Charakteristisch ist ein starkes Verlangen nach Süßem und Zucker, allerdings werden Süßigkeiten nicht vertragen.
Charakteristisch für Argentum-nitricum sind ebenfalls heftige, stechende, splitterartige Schmerzen. Die Patienten brauchen viel frische Luft und können Wärme nicht ertragen.
Folgen von
- Angstzuständen, Erwartungsangst
- nervöser Überreiztheit
- enormen Phantasien
Welches sind die körperlichen Symptome?
- Verdauungstrakt:
- Diarrhö durch Angst, nach Süßigkeiten
- Blähungen, die mit einem lauten Knall entweichen
- Aufstoßen, das auch knallend ist, besonders bei Magenbeschwerden
- Schwindel, Zittern und Schwäche, sodass sie nicht mit geschlossenen Augen stehen oder gehen können
- Halsschmerzen, als ob ein Splitter im Hals säße
- Sänger und Redner klagen über Kehlkopfentzündung
- sie können überhaupt keine Wärme vertragen und brauchen frische Luft, Kälte, sonst bekommen sie Erstickungsgefühle; schon andere Menschen im Raum führen zu dem Erstickungsgefühl
- Kopfschmerzen, die mit der Sonne steigen und fallen
- Verlangen nach Süßem und Salzigem.
Besserung/Verschlechterung
- Die Symptome bessern sich durch Gehen im Freien, schnellem Gehen, Kälte; bei Kopfschmerzen Druck oder festes Bandagieren.
- Die Symptome verschlechtern sich durch Wärme, viele Menschen in einem Raum, Süßigkeiten; Liegen auf der rechten Seite führt zu Herzklopfen.
Welches sind die Geist- und Gemütssymptome?
Argentum-nitricum-Patienten sind extrovertierte, fröhliche, aber auch impulsive Menschen. Sie leiden unter dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das macht sie nervös und unruhig, sie sind immer in Eile, alle Dinge doch zur Zufriedenheit zu erledigen. Dadurch entwickelt sich eine Erwartungsangst, die häufig zu Durchfällen führt, wenn irgendwelche Termine oder Verabredungen anstehen. Je stärker die Angst ist, desto mehr treten Symptome im Verdauungstrakt, Kopfschmerzen bis hin zu Krampfanfällen auf. Im weiteren Verlauf entwickeln sich irrationale Impulse und Ideen. Die Patienten haben Angst, in kritischen Situationen die Selbstkontrolle zu verlieren und werden deshalb von seltsamen Gedanken und Befürchtungen bestimmt, z. B. etwas könnte auf sie herabfallen, Gebäude könnten auf sie stürzen, sie könnten ohnmächtig werden, einen Unfall verursachen. Es stellen sich weitere enorme Ängste ein, z.B. in einer Menschenmenge, an hohen Orten, in engen Räumen, irgendetwas zu unternehmen, aus Angst, es nicht zu schaffen, Prüfungsangst. Sie haben auch Furcht vor Krankheiten, Furcht vor dem Alleinsein. Sie brauchen immer jemanden bei sich.
Welche Mittel sind zu differenzieren?
- Angst, Bangigkeit, Gefühle werden im Magen gespürt: Arsenicum album, Calcium carbonicum, Causticum Hahnemanni, Chamomilla, Colocynthis, Kalium carbonicum, Lycopodium clavatum, Mezereum, Nux vomica, Phosphorus, Pulsatilla pratensis, Silice terra, Veratrum album
- Schwindel: Conium maculatum
- Hastig, eilig: Apis mellifica, Lachesis muta, Natrium muriaticum
- Kopfschmerzen steigen und fallen mit der Sonne: Gelsemium sempervirens, Glonoinum, Narium muriaticum, Staphisagria
- Splitterschmerz: Hepar sulfuris, Nitricum acidum
- Verlangen nach Süßem, aber Verschlechterung dadurch: Magnesium carbonicum, Lycopodium clavatum
- Herzklopfen durch Angst: Aconitum napellus, Arsenicum album, Gelsemium sempervirens, Phosphorus, Tabacum, Veratrum album
- Herzklopfen besser durch Gehen an frischer Luft: Gelsemium sempervirens
- eitrige Augenentzündung: Hepar sulfuris, Mercurius solubilis, Pulsatilla pratensis, Silicea terra
Fallbeispiel
Eine 30-jährige Frau berichtet, dass sie immer so ein komisches Glucksen im Bauch habe, was sich anfühle wie Sprudelbläschen. Sie müsse dann heftig aufstoßen oder Blähungen ablassen. Das sei ihr wegen der lauten Geräusche äußerst unangenehm, sie schäme sich dann in Gegenwart von Fremden. Aber auch ihre Familie sei ziemlich genervt. Die Patientin hasst Prüfungen und hat eine riesige Angst davor. Das Problem mit der Luft im Bauch besteht seit der letzten Prüfung vor 1,5 Jahren. Sie berichtet außerdem davon, dass sie keine Balkone oder Berge mag, weil sie dann das Gefühl habe, dass sie nach unten gezogen werde. Ihr ist es immer und überall zu heiß, sie findet Sommer und Sonne schrecklich. Außerdem bekommt sie Schweißausbrüche, wenn viele Menschen in einem Raum sind.
Arzneimittelwahl: Die Symptome der Blähungen, Hitzeempfindlichkeit, Prüfungsangst und Höhenangst führen zur Verordnung von Argentum nitricum.
Verordnung: Argentum nitricum Q6, 1-mal täglich aus zubereiteter Lösung (verdünnte Einnahme). Die Q-Potenz erlaubt eine längere Einnahme des Arzneimittels, was im Hinblick auf die Behandlung der Ängste sinnvoll ist.
Verlauf: Die Blähungen waren innerhalb von 2 Monaten deutlich besser. Die Familie empfand die Patientin auch deutlich ruhiger und nicht mehr so exaltiert. Eine anstehende Bewerbung ½ Jahr später konnte sie ohne die sonst so wahnsinnige Nervosität und Angst erfolgreich überstehen.
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