Vorsicht
Für Heilpraktiker besteht Behandlungsverbot bei Masern. Sie müssen schon den Verdacht melden und den Patienten umgehend an einen Arzt verweisen!
Daher ist es wichtig, die Leitsymptome zu kennen:
- Fieberverlauf: zweizeitig, im Prodromalstadium < 38 ° C, im Exanthemstadium kann es auf über 40 ° C ansteigen.
- Prodromalstadium: grippale Symptome, v.a. die Bronchien sind betroffen; Konjunktivitis; Koplik-Flecken
- Organstadium: Ausbildung des Masernexanthems
Hinweis
Masern
Das hochansteckende Masernvirus verursacht diese typische Kinderkrankheit, die mit einem charakteristischen Hautausschlag einhergeht. Wie bei den anderen typischen Kinderkrankheiten können jedoch auch Erwachsene erkranken.
Pathophysiologie
Masernviren werden über Tröpfcheninfektion (z. B. Husten) oder Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch übertragen; sie gelangen über die oberen Atemwege in den Körper und befallen anschließend nahe gelegene Lymphknoten. Dort vermehren sie sich und gelangen auf dem Blutweg in verschiedene Organe (z. B. Atemwege, Haut). Durch die Viren und die Reaktion des Immunsystems entsteht der typische Hautausschlag (Masernexanthem).
Symptome
Die Inkubationszeit beträgt ca. 1 – 2 Wochen. Danach bekommen die Patienten Frühsymptome (Prodromi) wie Fieber, Schnupfen und trockenen Husten (sog. „katarrhalische“ Symptome). Oft entsteht eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) mit Lichtscheu. Auf der Wangenschleimhaut bilden sich typische weiße Flecken auf gerötetem Untergrund zuerst gegenüber den Molaren; diese Flecken lassen sich nicht wegwischen. Diese sogenannten Koplik-Flecken sind ein eindeutiges Krankheitszeichen. Sie bilden sich häufig, bevor das Exanthem am Körper auftritt und werden daher als erstes Anzeichen oft nicht wahrgenommen.
Etwa 4 Tage nach Beginn der Beschwerden steigt das Fieber erneut an; dieser 2. Fieberanstieg ist typisch für Masern (2-gipfelige Fieberkurve). Zu dem Zeitpunkt entwickelt sich das typische Masernexanthem: ein unregelmäßiger, großfleckiger, teilweise zusammenfließender (konfluierender) Hautausschlag, der hinter den Ohren und im Gesicht beginnt und sich über Stamm und Extremitäten am gesamten Körper zeigt.
Nach einigen Tagen bilden sich Exanthem und Fieber zurück (Rekonvaleszenz). Der Patient ist dann nicht mehr ansteckend.
Sonderform der Masern
- mitigierte (abgeschwächte) Masern bei Säuglingen, die noch mütterliche Antikörper haben
- Masern bei Abwehrgeschwächten mit sepsisähnlichem Krankheitsbild, ggf. ohne Hautausschlag
Komplikationen
Häufige Komplikationen sind eine Lungenentzündung (Masernpneumonie) und eine Mittelohrentzündung (Otitis media).
Vorsicht
Eine gefürchtete Komplikation ist die Entzündung des Gehirns (Masernenzephalitis) mit Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen und neurologischen Ausfällen.
Es werden 3 Formen unterschieden:
- akute Enzephalitis: Tritt innerhalb von 8 Tagen nach Ausbruch des Exanthems bei 1 von 1500 Masernerkrankten auf (Letalität 10 – 20 %).
- Masern-Einschlusskörperchen-Enzephalitis (MIBE): Kann bis zu ½ Jahr nach Kontakt mit Masern bei bislang nicht geimpften, immunsupprimierten Patienten auftreten (sehr selten) und führt meist innerhalb weniger Wochen zum Tod.
- subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE): Tritt ca. 7 Jahre nach der Primärinfektion (sog. Slow-Virus-Infektion) bei ca. 10 von 100 000 Masernerkrankten auf. Die Patienten (Kinder/Jugendliche) werden verhaltensauffällig; die intellektuellen Fähigkeiten nehmen ab. Es treten epileptische Anfälle sowie Seh- und Sprachstörungen auf. Die Schwere der Symptome nimmt im Verlauf zu (z. B. Demenz, Erblindung). Meist versterben die Patienten 3 – 5 Jahre nach Symptombeginn.
Diagnostik
Die Diagnose wird meistens klinisch anhand der typischen Symptome gestellt. Bestätigt werden kann sie (ca. 3 Tage nach Ausbruch des Hautausschlags) durch Nachweis virusspezifischer IgM-Antikörper. Auch ein Nachweis mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ist möglich.
Therapie
Die Therapie erfolgt i. d. R. symptomatisch (Bettruhe halten, ggf. Fiebersenkung etc.).
Prophylaxe
Wichtigste prophylaktische Maßnahme zur Verhinderung der Masern und somit auch der gefährlichen Komplikationen ist die Impfung. Diese wird von der STIKO für Kleinkinder empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt.