Hinweis
Ekzeme
Unter einem Ekzem (Dermatitis) versteht man eine nicht infektiöse (d. h. nicht durch Erreger verursachte) Entzündungsreaktion der Haut. Als Ursache kommen verschiedene Auslöser in Betracht: Am häufigsten sind allergische Reaktionen der Haut (allergisches Kontaktekzem) oder die Schädigung der Hautbarriere durch einen Schadstoff (toxisches Kontaktekzem).
Ekzeme gehören zu den häufigsten Hauterkrankungen überhaupt. Sie machen etwa 20 % der Berufskrankheiten aus und haben somit auch eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Typisch für ein akutes Ekzem ist eine gerötete Haut mit aufgeplatzten Bläschen, Knötchen, Krusten und Schuppen. Meist besteht starker Juckreiz. Das akute Ekzem kann folgenlos abheilen oder in ein chronisches Ekzem übergehen (falls die Ursache bestehen bleibt). Eine gefürchtete Komplikation ist die Infektion der erkrankten Haut mit Bakterien oder Viren (Superinfektion).
Allergisches Kontaktekzem
Hinweis
Allergisches Kontaktekzem
Das allergische Kontaktekzem ist eine Entzündungsreaktion der Haut, die durch eine allergische Reaktion hervorgerufen wird.
Merke
Leitsymptome des allergischen Kontaktekzems
- geschwollene, gerötete und nässende Knötchen und Bläschen, die plötzlich auftreten
- starker Juckreiz
- im weiteren Verlauf trockene, gerötete und verdickte Haut, die einreißen kann
Hinweis
Wann zum Arzt?
- in den nächsten Tagen bei
- Verdacht auf eine berufsbedingte Kontaktallergie, bei
- Übergang des nässenden Ausschlags in eine trockene Form.
- sofort bei
- großflächigen akuten Hautreaktionen mit Juckreiz, Rötung, Knötchen und Bläschen, bei
- gleichzeitiger Atemnot und/oder Kreislaufbeschwerden.
Pathophysiologie
Das allergische Kontaktekzem wird durch eine Hypersensitivitätsreaktion vom Typ IV (Spätreaktion) hervorgerufen: Der 1. Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff (Allergen) löst noch keine klinischen Symptome aus. Der Körper beginnt in dieser Sensibilisierungsphase, Immun- und Gedächtniszellen gegen das Allergen zu bilden. Erst beim 2. Kontakt verursachen die zuvor sensibilisierten Gedächtniszellen eine Entzündungsreaktion (Auslösephase).
Eine Sonderform des allergischen Kontaktekzems ist die photoallergische Reaktion: Dabei reagiert der Körper auf eine entsprechende Substanz (z. B. Sonnencreme oder das Antibiotikum Tetrazyklin) erst nach intensiver Sonneneinstrahlung allergisch.
Merke
Häufige Auslöser sind Kosmetika, Metalle (z. B. Nickel in Schmuckstücken) oder berufliche Kontaktstoffe (Desinfektionsmittel bei Personal im Gesundheitswesen, Haarfärbemittel und Shampoo bei Friseuren etc.).
Symptome und Diagnostik
Kommt es (nach bereits erfolgter Sensibilisierung) erneut zum Kontakt mit dem Allergen, entwickeln sich ca. 24 – 48 Stunden später Rötungen und Schwellungen mit Bläschen. Das entstehende Ekzem juckt stark und kann sich in die Umgebung ausbreiten. Bei dauerhaftem Kontakt mit dem Allergen bildet sich ein chronisches Kontaktekzem mit vergröberten Hautfalten (Lichenifikation) und schuppender Haut.
Anhand der Anamnese kann die Ursache ggf. bereits eingegrenzt werden. Die Lokalisation des Ekzems kann ebenfalls wegweisend sein:
- Kopf: Haarfärbe- oder Haarpflegemittel
- Gesicht: Kosmetika, Sonnencreme, Zahnpasta
- Hals: Kleidung, Schmuck, Parfüm
- Achselhöhlen: Deodorant, Kleidung
- Hände: berufliche Kontaktstoffe (z. B. Desinfektionsmittel, Latexhandschuhe), Seife, Handcreme
- Nabelregion: Gürtel, Hosenknopf
- Genitalbereich: Kondome, Intimpflegeprodukte, Medikamente gegen Hämorrhoiden
- Beine/Füße: Strümpfe, Schuhe, Medikamente gegen Fußpilz
Auch Piercings können ein allergisches Kontaktekzem auslösen. Bestätigt wird die Diagnose durch einen Epikutantest.
Allgemeinmaßnahmen
Am wichtigsten ist es, den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden. Dadurch bildet sich das allergische Kontaktekzem i. d. R. innerhalb weniger Tage von selbst zurück. Außerdem ist es wichtig, die Haut an den betroffenen Stellen gut zu pflegen, um eine Infektion durch Bakterien oder Pilze zu verhindern.
Schulmedizinische Therapie
Kurzfristig kann man lokal kortisonhaltige Präparate anwenden, welche die Entzündungsreaktion dämpfen.
Naturheilkundliche Therapie
Phytotherapie: Zur Anwendung kommen Gerbstoffdrogen, um die Haut abzudichten und zur Bildung eines schützenden Oberflächenfilms anzuregen. Diese kommen als Kompressen mit Extrakten aus Eichenrinde, Hamamelis (Zaubernuss), Walnussblättern oder schwarzem Tee zur Anwendung. Entzündungshemmend wirken auch Umschläge mit Kamillen- oder Malventee.
Physikalische Therapie: Als hydrotherapeutische Anwendungen sind zur Entzündungshemmung bevorzugt Umschläge mit kaltem abgekochtem Wasser oder mit Kamillen- oder Malventee einzusetzen, die alle 5 Minuten erneuert werden. Quarkwickel (solange die Haut nicht offen und blutig ist) haben sich zur Kühlung und Rückfettung der Haut bewährt. Chronische Ekzeme reagieren gut auf lauwarme Ölbäder; sie wirken am besten, wenn das Öl erst nach 5 Minuten Badezeit dem Wasser zugesetzt wird. Die Badedauer sollte 5–10 Minuten nicht übersteigen.
Bicochemie nach Dr. Schüßler: Das Schüßler-Salz Nr. 2 Calcium phosphoricum is als Zellbaustoff an der Bildung der äußeren Haut beteiligt und daher bei allen Hautreizungen angezeigt. Ist der Juckreiz stark, hilft die Nr. 7 Magnesium phosphoricum als "Heiße 7".
Toxisches Kontaktekzem
Hinweis
Toxisches Kontaktekzem
Das toxische Kontaktekzem ist Folge einer direkten Schädigung der Haut durch von außen einwirkende Schadstoffe (Noxen). Im Gegensatz zum allergischen Kontaktekzem ist keine vorhergehende Sensibilisierung notwendig, da die Entzündung nicht durch Antikörper vermittelt wird.
Merke
Wann zm Arzt?
Bei großflächigen akuten Hautreaktionen mit Juckreiz, Rötung, Knötchen und Bläschen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Merke
Leitsymptome des toxischen Kontaktekzems
- Rötungen, die begrenzt sind auf den Einwirkungsbereich der schädigenden Substanz
- Brennen und Schmerzen, später Juckreiz
- im weiteren Verlauf trockene, gerötete und verdickte Haut, die einreißen kann
Pathophysiologie
Beim akut toxischen Kontaktekzem tritt die Schädigung schon durch den 1. Kontakt mit der Noxe ein. Das chronische Kontaktekzem – es wird auch kumulativ-toxisches Kontaktekzem genannt –wird erst durch andauernd wiederholten Kontakt hervorgerufen.
Merke
- Häufige Auslöser für das akut toxische Kontaktekzem sind Säuren, Laugen und UV-Strahlung (Sonnenbrand).
- Beim chronischen Kontaktekzem spielen entfettende Substanzen (z. B. Reinigungsmittel) und häufiger Wasserkontakt eine wichtige Rolle („Hausfrauenekzem“).
Eine Sonderform ist die Windeldermatitis bei Säuglingen: Feuchtigkeit, mechanische Reizung, Urin- und Stuhl greifen die Haut an. Folgen sind eine Hautrötung bis hin zu nässenden Ekzemen Kommt es zusätzlich zu einer Infektion mit Pilzen (z. B. Candida), spricht man von Windelsoor; vgl. Kap. „ Kandidose“.
Symptome und Diagnostik
Die Symptome ähneln denen des allergischen Kontaktekzems. Die Hautveränderungen brennen und schmerzen – beim allergischen Kontaktekzem steht hingegen der Juckreiz im Vordergrund. Im Gegensatz zum allergischen Kontaktekzem beschränkt sich die Ausbreitung des Ekzems auf die Stelle, an der die Noxe eingewirkt hat. Ein chronisch-toxisches Kontaktekzem erhöht die Gefahr, an Kontaktallergien zu erkranken, weil Allergene leichter in die Haut eindringen können. Die Folge ist ein häufig schwer behandelbares Mischekzem.
Die Diagnose gelingt meist mittels Anamnese und anhand der Lokalisation der Hautveränderungen. Um auszuschließen, dass es sich um eine allergische Kontaktdermatitis handelt, kann ein Epikutantest durchgeführt werden.
Schulmedizinische Therapie
Am wichtigsten ist die Vermeidung der Noxe. Vorübergehend werden lokal kortisonhaltige Präparate eingesetzt. Eine sorgfältige Hautpflege hilft, die zerstörte Hautbarriere wiederaufzubauen und Infektionen vorzubeugen.
Naturheilkundliche Therapie
Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie ist das konsequente Meiden der auslösenden Noxe! Ohne die Unterbrechung dieses Kontakts wird keine durchgreifende bzw. andauernde Besserung möglich sein. Eine symptomatische Therapie hilft, die Irritation der Haut zu lindern.
Die Phytotherapie verordnet Arzneidrogen mit stoffwechselumstimmenden und zugleich aquaretischen Eigenschaften (Birke, Bittersüßer Nachtschatten, Brennnessel, Löwenzahn, Stiefmütterchen, Wacholder). Beim akut-toxischen Kontaktekzem kommen die Maßnahmen des allergischen Kontaktekzems zur Anwendung. Bei chronischem Verlauf sind die Maßnahmen wie bei der Neurodermitis angezeigt.
Bicochemie nach Dr. Schüßler: Das Schüßler-Salz Nr. 2 Calcium phosphoricum is als Zellbaustoff an der Bildung der äußeren Haut beteiligt und daher bei allen Hautreizungen angezeigt. Das Schüßler-Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum hat sich bei Reizungen durch chemische Zusatzstoffe z.B. in der Kleidung in der Akutphase als "Heiße 3" bewährt Ist der Juckreiz stark, hilft die Nr. 7 Magnesium phosphoricum als "Heiße 7".