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Pflanzenheilkunde

Sonnenhut (Echinacea purpurea, Echinacea pallida, Echinacea angustifolia)

Korbblütler

Abbildung 1. Echinacea purpurea, Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüte.
Abbildung 1. Echinacea purpurea, Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüte.

Geschichte

Noch heute haben die Sonnenhut-Arten bei einige Indianerstämmen Nordamerikas einen festen Platz. Sie werden äußerlich bei Verbrennungen, Insektenstichen, Schlangenbissen und Lymphdrüsenschwellungen verwendet. Innerlich halfen sie bei Hals- oder Zahnschmerzen, Husten oder Magen-Darmstörungen und auch bei Entzündungen jeder Art. Sie zerkauten die Wurzel zur Kräftigung oder streuten sie als Pulver auf schlecht heilende Wunden. Die Cheyenne behandelten auch Masern und Mumps, Rheuma und Arthritis damit. Europäische Siedler wurden bald auf diese Pflanze aufmerksam und brachten sie nach Europa, zunächst allerdings als Zierpflanze in die Gärten.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es ein erstes Präparat aus dem Sonnenhut mit dem Namen Meyer´s Blood Purifier. Es galt als Wundermittel und wurde damals zum meist verkauften Arzneimittel in Amerika.

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Blüte der Echinaceae pallidae.
Abbildung 2. Blüte der Echinaceae pallidae.

 

Alle drei medizinische verwendeten Arten E. purpurea, E. pallida und E. angustifolia kommen in Nordamerika vor. Es sind mehrjährige Stauden, die mit einem kräftigen, braunen Wurzelstock fest im Erdboden verankert sind. Der Purpurfarbene Sonnenhut (E. purpurea) ist der größte von ihnen. Er wird 60–180 cm hoch, der Blasse Sonnenhut (E. pallida) ist etwas kleiner und erreicht 40–120 cm, der Schmalblättrige Sonnenhut (E angustifolia) wird höchstens 50 cm hoch. Alle drei Arten haben große länglich-lanzettliche, borstig behaarte Blätter; beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind diese grob gesägt. Sehr charakteristisch für alle drei Arten sind die großen, nach oben kugelig gewölbten Blütenköpfchen mit ihren auffallend langen, hängenden Zungenblüten. Beim Purpurfarbenen Sonnenhut sind sie 2–4 cm lang und purpurrot, beim Blassen Sonnenhut 4–9 cm lang, rosa oder weiß (lat. pallida = blass), beim schmalblättrigen Sonnenhut 2–3,8 cm, weiß, rosa oder purpurn (lat. angustus = schmal, folium = Blatt). Auf dem stark gewölbten Blütenboden sitzen zahlreiche Röhrenblüten. Blütezeit ist der Spätsommer.

Abbildung 3. Echinaceae angustifoliae, Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüte.
Abbildung 3. Echinaceae angustifoliae, Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüte.

Beim Purpurfarbenen Sonnenhut werden die oberirdischen Teile (Echinaceae purpureae herba) als Arzneidroge verwendet und zur Blütezeit geerntet. Zum einen wird aus dem frischen Kraut sofort ein Saft gepresst, zum anderen wird die Pflanze getrocknet. Im Herbst und Frühjahr wird die Wurzel gegraben (Echinaceae purpureae radix) und zu Arznei verarbeitet. Beim Blassen Sonnenhut und beim Schmalblättrigen Sonnenhut werden nur die getrockneten unterirdischen Teile (Echinaceae pallidae radix, Echinaceae angustifoliae radix) arzneilich verwendet

Signatur

Stolz wirkt der kerzengerade Wuchs dieser Pflanze und zeigt an, dass sie gut alleine stehen kann und keine Hilfe braucht. Der stachelige Fruchtboden in der Mitte der Blüten erinnert an einen eingerollten Igel = echinus und stand Pate bei der botanischen Namensgebung. An diesen Stacheln und den harten und kratzigen Blättern und Stängel lässt sich erkennen, dass der der Sonnenhut Dinge von sich fernhält, die ihm gefährlich werden könnten oder die ihn belästigen. Hier setzt er klar und deutlich seine Grenze – eine Signatur für die Fähigkeit, unerwünschte Krankheitserreger abzuhalten oder zu vertreiben. Die rote Blütenfarbe zeigt die Wirkung auf das Blut an und weist auf die Bereitschaft hin, Entzündungen entgegen zu wirken. Die Indianer sahen in dem gewölbten Blütenboden eine Ähnlichkeit zu Pickeln oder Eiterbeulen und fanden darin eine Indikation für den Sonnenhut.

Inhaltsstoffe

Das Kraut und die Wurzel des Purpurfarbenen Sonnenhuts haben folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • Kaffeesäurederivate (Cichoriensäure 1,2–3,1%, immunmodulierend)
  • ätherisches Öl (Borneol im Kraut, Caryophyllen und Humulen in der Wurzel)
  • Flavonoide (Rutosid, Kämpferol, Quercetin)
  • Polyacetylen, Alkylamide (z.B. Isobutylamid, immunmodulierend, Radikalfänger)
  • wasserlösliche Polysaccharide (immunmodulierend)

Die Wurzel des Blassfarbenen Sonnenhuts hat folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • wasserlösliche Polysaccharide (immunmodulierend)
  • Kaffeesäurederivate (u.a. 1% Ecchinacosid, immunmodulierend)
  • Ketoalkene und Ketoalkine,
  • ätherisches Öl

Die Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhuts hat folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe

  • Alkylamide (immunmodulierend, Antioxidantien)
  • wasserlösliche Polysaccharide (immunmodulierend)
  • Kaffeesäurederivate (immunmodulierend)
  • ätherisches Öl

Wirkung

Alle Varietäten des Sonnenhuts haben folgende Wirkungen:

  • Steigerung der unspezifischen Immunabwehr:
    • Steigerung der Phagozytose von Granulozyten und Makrophagen
    • Erhöhung der Leukozytenzahl und der T-Helferzellen
    • Steigerung der Bildung von Immunglobulinen
  • entzündungshemmend
  • antiviral, antibakteriell
  • antioxidativ: durch z.B. Cichoriensäure, Echinacosid, Kaffeesäure, Cynarin; diese fangen Radikale ab und schützen so vor UV-Schäden und anderem oxidativem Stress

In Studien wurde auch eine interferonähnliche antivirale Wirkung festgestellt, welche die Viren daran hindert, in die Zellen einzudringen. Die antibakterielle Wirkung beruht ebenfalls darauf, dass den Erregern das Eindringen in die Zellen erschwert wird. In Laborversuchen zeigen sich außerdem zytotoxische Effekte auf Tumorzellen.

Anwendungsgebiete/Indikationen

Sonnenhutzubereitungen sind angezeigt zur inneren Anwendung bei folgenden Indikationen:

  • rezidivierende Infekte
    • Atemwegsinfekte Erkältungskrankheiten
    • Harnwegsinfekte
  • Umstimmungsmittel bei grippalen Infekten
  • Wunden mit schlechter Heilungstendenz (als feuchte Umschläge oder Salbe)

Sonnenhutzubereitungen sind angezeigt zur äußeren Anwendung zur Unterstützung der Wundheilung. Sie wirken antimikrobiell und verhindern dadurch die Ausbreitung von Infektionsherden.

Fallbeispiel

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Jedes Jahr ab Oktober sei er mehr oder weniger ständig erkältet, erzählte ein junger Autoverkäufer. Ansteckung durch Kunden und ein zugiger Arbeitsplatz seien die Auslöser. Deshalb nahm er in diesem Jahr zu Beginn des Winters 2 Tage eine hohe Anfangsdosis von 20 Tr. Echinacin alle 2 Stunden ein, dann für 1 Woche 3-mal täglich 20 Tr. Danach pausierte er mit der Einnahme. Erst beim nächsten Niesen, Frieren oder Angst vor Ansteckung nahm er seine 20 Tr. Echinacin in einem Glas Wasser und kam ohne größere Erkältung oder Grippe durch die kalte Jahreszeit.

Studienlage

Mehrere Studien zeigten, dass Echinacea-Zubereitungen die Dauer und Schwere einer Erkältung deutlich mindern können, in anderen Studien ließ sich das jedoch nicht bestätigen.

Bei rezidivierenden Atemwegsinfekten können Studien den Erfolg von Sonnenhut belegen: Das Risiko einer Wiedererkrankung und die Dauer dieser Wiedererkrankung können signifikant gesenkt werden.

In präklinischen Studien mit Echinacea-Extrakten zeigte sich, dass die Alkylamide die Blut-Hirn-Schranke passieren und im Zentralnervensystem an die Cannabinoid-Rezeptoren andocken können. Das könnte die immunmodulierende, schmerzstillende und eine beruhigende Wirkung bei Angststörungen erklären.

Indikationen nach Monografien

Purpur-Sonnenhutkraut

Das HMPC hat für feste und flüssige Frischpflanzenzubereitungen aus Purpur-Sonnenhutkraut die kurzfristige innere Anwendung zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten als „medizinisch anerkannt“ („well-established use“) akzeptiert. Für die äußere Anwendung gilt es als traditionelles pflanzliches Arzneimittel und kann zur Behandlung kleiner, oberflächlicher Wunden eingesetzt werden. Die ESCOP und die Kommission E empfehlen die innere Einnahme zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege. Die äußere Anwendung ist akzeptiert bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden.

Purpur-Sonnenhutwurzel

Das HMPC hat Purpur-Sonnenhutwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und zur Linderung von Erkältungssymptomen zugelassen. Außerdem kann Purpur-Sonnenhutwurzel äußerlich appliziert werden bei Pusteln und Pickeln bei leichter Akne. Die ESCOP empfiehlt es zur inneren Anwendung zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege.

Blasse-Sonnenhutwurzel

Das HMPC hat die Blasse Sonnenhutwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und zur Linderung von Erkältungssymptomen zugelassen. Die ESCOP empfiehlt sie zur unterstützenden Therapie und Vorbeugung wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege (banale Erkältung). Die Kommission E nennt die Indikation: Zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte.

Schmalblättrige-Sonnenhutwurzel

Das HMPC hat die Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhuts als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und zur Linderung von Erkältungssymptomen zugelassen. Und die ESCOP zur unterstützenden Therapie und Prophylaxe wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege (banale Erkältung).

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Erfahrungsheilkunde werden Zubereitungen aus Sonnenhut bei rezidivierenden Candida-Mykosen, Herpes labialis und genitalis, Herpes zoster, psoriatische Erkrankungen eingesetzt.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird Ecchinacea bei Entzündungen und Fieber verwendet.

In der Spagyrik werden Zubereitungen aus den drei Ecchinacea-Arten differenziert angewendet: E. angustifolia zur Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte; E. pallida zur unspezifischen Immunstimulans und bei Infektionen im Mund- und Rachenraum und E. purpurea zur unterstützenden Behandlung rezidivierender Infektionen im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege.

Wirkung auf die Psyche

Das stolze, kraftvolle und schöne Erscheinungsbild der Sonnenhüte spricht von ihrer Selbstständigkeit und der Fähigkeit, mit allem umgehen zu können, was ihnen begegnet. Genau das übertragen sie auf jene, die ihre Hilfe benötigen. Sie helfen dabei, sich seiner Haut (und seiner Grenzen) wehren zu können und bauen Selbst-Vertrauen auf. Wie ein Schutzschild schirmen sie uns auch auf der psychischen Ebene von unliebsamen Einflüssen aus der Umgebung ab. Und wenn das nicht gelingt, geben die Sonnenhüte die Kraft, Herausforderungen anzunehmen und Konflikte zu bewältigen. Das bringt neue Energie und Lebenskraft.

Dosis/Dosierung

Bei innerer Einnahme von E. purpurea herba beträgt die Tagesdosis für Erwachsene 6–9 ml Presssaft bzw. 250–350 mg getrockneter Presssaft. Von E. purpurea radix beträgt die Tagesdosis 30–60 Tr. 3-mal täglich.

Vorsicht

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Um eine gleichmäßige Wirkung zu gewährleisten, sollte Sonnenhut nur in Form von Fertigarzneimitteln angewendet werden. Die Konzentrationen der Inhaltsstoffe können je nach Zubereitungsart stark schwanken. Die Tagesdosis muss jeweils im Beipackzettel angegeben werden.

Behandlungsempfehlung

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Bei der Einnahme von Sonnenhutpräparaten ist es wichtig, gleich beim Auftreten der ersten Erkältungssymptome eine hohe Anfangsdosis zu nehmen: 50 Tr. in ein Glas Wasser geben und schluckweise trinken. Weitere Einnahmen von 10–20 Tr. erfolgen alle 2 Stunden. Bis zum Abklingen der Krankheitssymptome ist eine Dosis von 5-mal 20 Tr. ausreichend. Echinacea sollte nicht länger als zwei Wochen angewendet werden, um eine Überstimulation des Immunsystems zu vermeiden. Danach sollte eine Pause von mindestens zwei Wochen folgen.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate:
    • mit E. Purpurea: Echinacin Tr. Madaus, Toxiloges Saft,., Echinacinsalbe Madaus
    • mit E. pallida: Aar vir Drg.
  • Kombinationspräparate: Esberitox

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Bei Allergien gegen Korbblütler sollte auf die Einnahme von Sonnenhutzubereitungen verzichtet werden (Kreuzallergie möglich). Wegen des immunstimulierenden Effekts von Sonnenhut (Echinacea) dürfen Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwächeerkrankungen und immunsuppressive Patienten Sonnenhut nicht anwenden (nicht bei Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, Multiple Sklerose, AIDS, HIV-Infektionen).
  • Interaktionen, Kontraindikationen: Es sind keine bekannt.

Vorsicht

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Für die Anwendung von Sonnenhut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor; eine Anwendung von Sonnenhut-Zubereitungen wird deshalb nicht empfohlen. Stillende Mütter dürfen zur Brustpflege keine Salbe mit Sonnenhut verwenden.