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Taping - Wirkung auf den Lymphfluss

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Taping

Wirkung auf den Lymphfluss

Das Lymphsystem gehört zum Immunsystem des Menschen und unterteilt sich in die Lymphgefäße und die Lymphknoten (Abb. 3.1). Des Weiteren zählen die Milz, die Thymusdrüse, der lymphatische Rachenring sowie das lymphatische Geflecht im Darm (Peyer-Plaques) dazu. Für die Anlage des Tapes und damit die Beeinflussung des Lymphflusses sind hauptsächlich die Lymphgefäße und die Lymphknoten entscheidend.

Die Lymphflüssigkeit ist klar und besteht aus Fetten, Eiweißen, Hormonen, Glukose, Stoffwechselprodukten sowie zudem aus Fremdkörpern und Zelltrümmern. Täglich werden etwa 2–3 l Lymphe vom Körper gebildet.

Abb. 3.1 Lymphsystem
Abb. 3.1 Lymphsystem

 

Lymphgefäße. Die Lymphgefäße verzweigen sich vielfältig in kleine Lymphkapillaren und enden frei bzw. blind im Gewebe (Abb. 3.2). Die Kapillaren vereinigen sich zu Lymphgefäßen. Diese haben Klappen, die das Zurückfließen der Lymphe verhindern. Die Lymphe selbst wird durch Muskelkontraktion, Atembewegungen und Pulsation der Arterien weitertransportiert.

Die Lymphgefäße führen zu den Lymphknoten. Diese stellen eine Art Filter dar. Lymphgefäße selbst vereinigen sich zu Sammelstämmen. Über die Sammelstämme gelangt die Lymphe weiter in den Venenwinkel und von dort in die Hohlvene.

Die Lymphe aus den unpaarigen Bauchorganen gelangt in die Trunci intestinales. In den Trunci lumbales dexter und sinister sammelt sich die Lymphe aus dem Becken, dem Urogenitaltrakt, den unteren Extremitäten und den paarigen Bauchorganen. Die Trunci intestinales und lumbales verbinden sich auf Höhe des 2. Lendenwirbelkörpers (LWK) zur Cisterna chyli (Lymphzisterne). Diese sammelt die Lymphe und leitet sie in den Ductus thoracicus (Milchbrustgang) weiter. Hieran schließen sich die Lymphgefäße der linken Kopfseite und des linken Arms an. Der Ductus thoracicus mündet im linken Venenventrikel. Im Gegensatz hierzu gelangt die Lymphe der oberen rechten Körperhälfte direkt in den Ductus lymphaticus dexter.

Abb. 3.2 Lymphgefäße
Abb. 3.2 Lymphgefäße und Lymphfluss

Lymphknoten. Die Lymphknoten (Abb. 3.3) werden auch als Filterstationen bezeichnet und reinigen die Lymphe. Über die Vasa afferentia (zuführende Lymphgefäße) gelangt die Lymphe in das Innere des Lymphknotens (Sinus) und verlässt diese wieder über die Vasa efferentia (abführende Lymphgefäße).

 

Abb. 3.3 Aufbau eines Lymphknoten
Abb. 3.3 Aufbau eines Lymphknoten

 

Die Lymphknoten lassen sich in Gruppen unterteilen. Die wichtigsten dieser Gruppen sind in Tab. 3.3 zusammengefasst.

 

Tabelle 3.3  Lymphknotengruppen

 

In Abb. 3.4 und Abb. 3.5 sind schematisch einige Lymphknotengruppen der oberen und der unteren Extremität dargestellt.

 

Abb. 3.4 Lymphgefäße der oberen Extremität.
Abb. 3.4 Lymphgefäße der oberen Extremität.

 

 

Abb. 3.5 Lymphgefäße der unteren Extremität.
Abb. 3.5 Lymphgefäße der unteren Extremität.

 

 

Ursachen von Lymphstau

Die Ursachen vom Lymphstau sind vielfältig und können auf eine gestörte Weiterleitung innerhalb der Lymphgefäße bzw. des Lymphknotens und eine mangelnde Aufnahme von Flüssigkeiten in die Lymphkapillaren zurückzuführen sein. Kommt es zu einem Lymphstau, wird dieser als Ödem bezeichnet.

Grundsätzlich lassen sich diese in lokale und generalisierte Ödeme unterteilen:

  • Zu den lokalen Ödemen zählen z. B. Ödeme aufgrund von Operationen, Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen oder Frakturen; sie sind auf einen abzugrenzenden Körperbereich beschränkt.
  • Generalisierte Ödeme entstehen aufgrund von systemischen Erkrankungen wie Herz- (z. B. Rechtsherz-, Linksherz-, Globalinsuffizienz), Nieren- (z. B. nephrotisches Syndrom) oder Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose, Hepatitiden) und beschränken sich nicht allein auf einen Körperbereich, sondern zeigen sich generalisiert bzw. global am Körper.

Befundung von Ödemen

Die grundsätzliche Befundung von Ödemen orientiert sich an den sog. „IPF-Kriterien“:

  • Die Inspektion (I) entspricht der Sichtdiagnose des Behandlers. Hierbei können die Hautfarbe und die allgemeine Hautbeschaffenheit beurteilt werden.
  • Die Palpation (P) ermöglicht die Erfassung der Ödemkonsistenz (z. B. teigig, wässrig), der Schmerzwahrnehmung (z. B. dumpf, stechend) und der Hautflexibilität (z. B. Haut lässt sich anheben/nicht anheben).
  • Die Funktionsprüfung (F) gibt Aufschluss über Einschränkungen der Beweglichkeit aufgrund des Ödems.

Lymphtapes

Beim Tapen sollte immer darauf geachtet werden, ob es sich um ein lokales oder generalisiertes Ödem handelt. Lymphtapes werden mithilfe der Muskeltechnik, d.h. ohne Zug, appliziert. Durch die wellenförmige Struktur des Klebers und die Bewegung des Patienten wird der Lymphfluss aktiviert und nach proximal abgeleitet. Hierbei ist immer die Einteilung der Quadranten zu beachten.

Lokale Ödeme. Bei lokalen Ödemen werden die Tapes so appliziert, dass die einzelnen Zügel die Lymphflüssigkeit „aufnehmen“ und an die Basis weiterleiten. Diese befindet sich immer – topografisch betrachtet – in Höhe des nächst höher (proximal) gelegenen Lymphknotens.

Behandlungsempfehlung

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Bei lokalen Ödemen umschließen die einzelnen Tapezügel das Ödem. Die Basis des Tapes befindet sich im Bereich eines nahe gelegenen Lymphknotens.

Generalisierte Ödeme. Bei generalisierten Ödemen sollte zunächst bedacht werden, in welche Lymphabflussquadranten der menschliche Körper unterteilt wird (Abb. 3.6). Die Lymphe aus dem rechten oberen Quadranten inklusive rechtem Arm, rechter Brust und rechter Kopfhälfte fließt in den Ductus lymphaticus dexter, die Lymphe der restlichen 3 Quadranten in den Ductus thoracicus.

Behandlungsempfehlung

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Bei generalisierten Ödemen ist es sinnvoll, mithilfe von sog. Spiraltapes eine Art „Lymphkette“ zu bilden. Dies bedeutet: Bei einem generalisierten Ödem in der unteren Extremität, z. B. aufgrund einer Niereninsuffizienz, befindet sich das Tape am Fuß und am Unterschenkel und führt spiralförmig in Richtung Oberschenkel.

 

Abb. 3.6 Lymphabflussquadranten.
Abb. 3.6 Lymphabflussquadranten.