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Pflanzenheilkunde

Weißdorn (Crataegus monogyna, C. laevigata)

Rosengewächse

Abbildung 1 Crataegus monogyna, Blüten und Blätter
Abbildung 1 Crataegus monogyna, Blüten und Blätter

Geschichte

Crataegus leitet sich ab von dem griechischen Wort für fest, stark und bezieht sich auf das harte Holz des Stammes. Aus seinem Holz wurden Spazierstöcke geschnitzt, die den Wanderer vor Ermüdung schützen sollten. Auch Zauberstäbe aus diesem Holz waren sehr beliebt, sie waren auf die Anrufung der Luftgeister und Schadensabwehr spezialisiert.

Die Kelten verehrten im Weißdorn ihre Frühlingsgöttin, die sich im Mai mit ihrem weißen Blütenkleid für die Hochzeit mit dem Sonnengott schmückt. Auch für die eigene Hochzeit oder den Tanz um den Maibaum trugen die Menschen frische Weißdornblüten als Glücksbringer. In Irland gelten die Weißdornbüsche noch heute als Wohnstätten der Feen. Ihre Beeren werden pixie pears genannt: Elfenbeeren. Wollten die Inselbewohner die Elfen erfreuen oder sich bei ihnen bedanken, schenkten sie ihnen diese roten Beeren.

Abbildung 2 Crataegus laevigata, Pflanze mit Blättern und Blüten
Abbildung 2 Crataegus laevigata, Pflanze mit Blättern und Blüten

 

Botanik

Weißdorn ist ein dicht verzweigter, dorniger Strauch, der gerne in Hecken, an Weg- oder Waldrändern wächst. Die Blätter von C. monogyna sind rautenförmig und bis weit über die Mitte 3- bis 7-lappig geteilt. Ihre Blattnerven sind nach außen gebogen. Die Blätter des zweigriffeligen Weißdorns (Crataegus laevigata) sind nur bis zur Blattmitte und nur 3- bis 5-lappig geteilt. Ihre Blattnerven sind nach innen gebogen. Die weißen Blüten von C. monogyna haben in ihrer Mitte nur 1 Griffel, und die kugelige, rote, reife Frucht später auch nur 1 Kern. Die weißen Blüten von C. laevigata haben 2–3 Griffel und später 2–3 Kerne in den roten kugeligen Früchten. Als Arzneipflanze sind beide gleichermaßen wertvoll.

Abbildung 2 Crataegus monogyna, Früchte
Abbildung 3 Crataegus monogyna, Früchte

Als Arzneidroge verwendet werden Weißdornblätter (Crataegi folium) und Weißdornblüten (Crataegi flos). Blätter und Blüten werden gleichzeitig geerntet, weil genau zum Zeitpunkt der Blüte im April und Mai der Wirkstoffgehalt in beiden am höchsten ist. Auch die Beeren stärken Herz und Gemüt im Herbst. Der Tee daraus schmeckt durch den Fruchtzucker ein wenig süß. Im Vergleich zu den Blättern und Blüten enthalten die Beeren etwa nur ⅓ der Wirkstoffe.

Behandlungsempfehlung

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Zum Ausprobieren: Weißdornblätter sind eine Bereicherung für jeden Salat, für die Pizza oder ein Kräuterbrot.

Abbildung 4 Crataegus laevigata, Pflanze mit Blüten und Früchten
Abbildung 4 Crataegus laevigata, Pflanze mit Blüten und Früchten

 

Signatur

Stachelige Pflanzen haben häufig herzstärkende Eigenschaften. Die wehrhafte Signatur überträgt sich auf den Menschen. Meist sind diese Pflanzen ungiftig, da sie sich mit ihren Stacheln und Dornen ausreichend gegen Fraßfeinde wehren können. So beschützen sie auch den Menschen vor unliebsamen Eindringlingen und schenken ihm als Pflanze der Hecken einen ruhigen Schlaf.

Inhaltsstoffe und Wirkungen

Weißdornblätter und -blüten haben folgende wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe:

  • Flavonoide (Hyperosid, Rutin, Quercetin) und oligomere Procyanidine (z.B. Catechine); diese beiden Wirkgruppen gelten als verantwortlich für die Wirkung der Weißdornextrakte
  • biogene Amine (Tyramin)
  • Chlorogen- und Kaffeesäure,
  • Adenosin, Triterpensäuren und Sterole

Merke

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Auch beim Weißdorn ist die Wirksamkeit des Gesamtextraktes stärker ist als die der einzelnen Inhaltsstoffe.

Die Wirkung von Weißdorn ist durch zahlreiche Studien sehr gut belegt. Weißdornblätter und -blüten sind besonders wirksam bei Herzschwäche und verlangsamter Herztätigkeit und haben folgende Wirkungen:

  • herzspezifische Wirkung:
    • steigert die Auswurfrate und die Herzleistung
    • verbessert die Kontraktionskraft des Herzmuskels (leicht positiv inotrop) und das Schlagvolumen. Er erleichtert den Koronardurchfluss (positiv dromotrop) und die Durchblutung des Myokards. So können die Herzkranzgefäße den angebotenen Sauerstoff besser ausnutzen.
    • reguliert den Herzrhythmus, indem er die Refraktärzeit verlängert (negativ bathmotrop) und stabilisiert den Herzrhythmus
  • Wirkung auf Gefäße:
    • verbessert die Endothelfunktion und hält die Gefäße elastisch. Als Folge davon werden (nicht nur die Myokard- und Koronardurchblutung gesteigert, sondern) alle Körperorgane besser durchblutet.
    • senkt den peripheren Gefäßwiderstand
  • gilt als Radikalfänger und schützt so das Herz

Anwendungsgebiete und Indikationen

Bei beginnender Herzinsuffizienz können Weißdornpräparate allein eine Verbesserung erbringen. Objektive Parameter (z.B. Herzzeitvolumen, Tachykardie, Knöchelödeme, körperliche Belastbarkeit, Nykturie, Sauerstoffaufnahme) bessern sich signifikant, subjektive Beschwerden (z.B. Erschöpfung, Atemnot, Antriebslosigkeit) nehmen deutlich ab. Viele Studien belegen, dass sich bei Patienten mit Herzinsuffizienz unter der Einnahme von Weißdorn (bis zu 900 mg Extrakt pro Tag) die Häufigkeit typischer Herzbeschwerden im Mittel um etwa zwei Drittel verringert.

Indikationen nach Monografien

Weißdornblätter (Crataegi folium) und Weißdornblüten (Crataegi flos) haben eine Positivmonografie der Kommission E, ESCOP und der WHO erhalten. Die Weißdornfrüchte (Crataegi fructus) haben eine Nullmonografie der Kommission E bekommen, sind aber für die ESCOP ein traditionelles Arzneimittel. Laut der Monografie der Kommission E ist das Anwendungsgebiet für Weißdorn nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens Stadium II nach NYHA.

Weißdornblätter mit Blüten wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Weißdornblätter mit Blüten können danach bei zeitweilig auftretenden nervösen Herzbeschwerden (z.B. Herzklopfen, durch Ängste ausgelöste Extrasystolen) eingesetzt werden, wenn ärztlicherseits eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen wurde; außerdem bei leichten Stresssymptomen und als Schlafhilfe.

Traditionelle Anwendungsgebiete/Indikationen

Weißdorn ist ein universelles Herzmittel. Er wird traditionell angewendet bei folgenden Beschwerden:

  • Herz- und Kreislaufbeschwerden:
    • Druck- und Beklemmungsgefühl in der Herzgegend
    • noch nicht digitalisbedürftiges Altersherz
    • leichte (bradykarde) Herzrhythmusstörungen
    • nervöse Herzbeschwerden
    • Kreislaufstörungen (auch während oder nach Infektionskrankheiten)
    • Nachbehandlung des Herzinfarkts
    • Cor pulmonale (Rechtsherzinsuffizienz)
  • Einschlafstörungen: Schlafdorn hieß er auch. “Ein kleines Herzmittel ist oft das beste Schlafmittel“ sagten die Ärzte früher
  • seelische Probleme

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Schlagwort für die Anwendung vom Weißdorn ist das „Altersherz“. Das bedeutet nicht, dass es sich um einen alten Menschen handelt muss, denn auch jüngere fühlen sich manchmal ziemlich alt und haben den Eindruck, ihr Herz sei müde, zum Beispiel nach einer längeren Erkrankung oder Grippe. Überanstrengung im Berufsleben, verbunden mit einer gewissen Herzlosigkeit, Ellenbogenmentalität und Mobbing sind Indikationen für Weißdorn. Er hilft sogar bei Liebeskummer. Für Patienten bessert sich die gesamte Lebensqualität. Insgesamt ist Weißdorn ein „Rundumsorglos-Paket“ für das im Alltag strapazierte Herz.

Prävention

Wichtig ist auch, dass Weißdorn präventiv wirkt: Bei den frühesten Anzeichen einer Herzmuskelschwäche (NYHA I und II) sollte Weißdorn angewendet werden, denn eine rechtzeitige Behandlung mit Weißdorn lässt spätere Stadien der koronaren Herzerkrankungen gar nicht erst eintreten. Außerdem können Weißdornpräparate immer eine jede konventionelle Therapie des Herzens begleiten. Auch bei einer Langzeittherapie ist Weißdorn außerordentlich gut verträglich.

Wirkung auf die Psyche

Weißdorn ist eine Pflanze der Hecken, die mit ihrem verschlungenen Astwerk keine ungebetenen Gäste durchlässt. Schon in Urzeiten hat der Weißdorn die ersten menschlichen Siedlungen mit seiner dornigen Gestalt beschützt und für Ruhe und Sicherheit im Inneren gesorgt. Er ist bis heute der ideale Stresslöser geblieben, der dabei hilft, die Angst zu verlieren; Angst vor Verletzung, Enttäuschung und altem Schmerz. Er lenkt die liebevolle Aufmerksamkeit auf das Herz und fördert die Fähigkeit, das Leben aus dieser Perspektive zu betrachten. Und er weckt den Mut, die versteckten Gefühle wahrzunehmen und zu leben. Das führt schließlich zur Freude. Fazit: Weißdorn sorgt für eine bessere Lebensqualität.

Dosierungsempfehlung

Fertigarzneimittel aus Weißdorn gibt es als Tabletten, Dragees, Kapseln und Tropfen. Die Kommission E empfiehlt eine Tagesdosis von 160–900 mg eines Weißdornextraktes mit einem Mindestgehalt von 30–160 mg oligomeren Procyanidinen und 4–20 mg Flavonoiden. Eine Tagesdosis von 600–900 mg gilt als angemessen. Bei den genannten Herz-Indikationen sind standardisierte Fertigarzneimittel mit Weißdorn aus der Apotheke zu empfehlen. Nur diese gewährleisten reproduzierbare therapeutische Effekte.

Weißdorn bei Tees: Einzeldosis 1g, Tagesdosis 5g. Teezubereitungen sind aufgrund der natürlichen Schwankungsbreite der Inhaltsstoffe von Weißdornblättern und -blüten lediglich als allgemeine Stärkung und Kräftigung anzusehen. Bei einer Tagesdosis von 5g eignen sie sich vorwiegend für präventive Maßnahmen.

Darreichungsform und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Tee aus Weißdornblüten und -blättern

2 TL getrocknete Blüten und Blätter mit 250 ml heißem Wasser, 20 Min. ziehen lassen. Dieser Tee stabilisiert den Kreislauf, macht ihn widerstandfähiger gegen Stress und Angst und verhilft zu mehr Energie. Er hilft auch bei nervösen Herzschmerzen. Allerdings ist die Wirkung des Tees sehr viel schwächer als die von Fertigarzneien, für die Wirkung auf das Gemüt aber völlig ausreichend. 2-3 Tassen pro Tag. Der Tee kann gerne mit Honig gesüßt werden, das ist gleichzeitig noch ein bisschen mehr Energie für das Herz.

Tee aus Weißdornbeeren

Für einen Tee aus den Beeren sollten 2TL davon erst mal einige Stunden in 250 ml warmem Wasser einweichen und dann zum Kochen gebracht werden. 10 Min. ziehen lassen.

Tinktur

Ein Schraubdeckelglas zur Hälfte mit frischen Blättern und Blüten füllen, (gut andrücken) mit etwa 40-prozentigem Alkohol (Doppelkorn, Obstler, Äthanol) übergießen, vier Wochen an einem hellen Platz stehen lassen. Regelmäßig umschütteln. Absieben und in Tropffläschchen füllen. Dosierung: 3-mal täglich 10–15 Tr.

 

Hinweis

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Herzwein aus Weißdornblättern, -blüten und -früchten für besseren Schlaf

Ein Wein aus Weißdornblättern, -blüten und -früchten, mit Zitronenmelisse und
Ysop erleichtert das Einschlafen.


Zutaten 

  • 2 Teile Weißdornblätter, -blüten und -früchte
  • 2 Teile Zitronenmelissenkraut
  • 1 Teil Ysopkraut
  • 750ml Bio-Rotwein

Zubereitung/Anwendung

Alle Zutaten in ein großes Schraubdeckelglas füllen – es sollte etwa zu ¾ gefüllt sein. Mit Rotwein auffüllen, 1 Woche an einen zimmerwarmen Platz stellen und regelmäßig schwenken. Danach abseihen, in eine schöne Flasche abfüllen und abends 1 Likörgläschen genießen. Innerhalb von 14 Tagen aufbrauchen.

 

Hinweis

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Weißdornlikör zur Herzstärkung

Süße und wohlschmeckende Herzstärkung für den Nachmittag.


Zutaten

  • 1 Handvoll Weißdornfrüchte
  • 2 Zweige Zitronenmelisse
  • 1 der Länge nach halbierte Vanilleschote
  • 1 Flasche guter Doppelkorn oder Obstbrand
  • 100 g Zucker

Zubereitung

Weißdornfrüchte, Zitronenmelisse und Vanilleschote in einem Auszugsglas mit dem Doppelkorn oder Obstbrand
übergießen und 8 Tage stehen lassen. Absieben, Zucker hinzugeben und in eine dunkle Flasche füllen. Likör öfter schwenken, bis sich der Zucker aufgelöst hat. 1 Likörgläschen pro Tag genügt.

 

Hinweis

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Herztropfen aus Weißdornblüten und -blättern

Auch ein selbstgemachter alkoholischer Auszug aus Weißdornblüten und -blättern stärkt das Herz und lindert Herzklopfen.


Zutaten

  • 10–15 g frische Weißdornblüten mit -blättern
  • 100 ml Alkohol (40 Vol.-%), zum Beispiel Doppelkorn, Obstler, Wodka

 

Zubereitung

Blätter und Blüten in ein Auszugsglas füllen und gut andrücken. Mit dem Alkohol übergießen (alle Pflanzenteile müssen von Alkohol bedeckt sein) und 3–4 Wochen an einem hellen Platz, aber nicht in der direkten Sonne stehen lassen. Dabei regelmäßig vorsichtig schwenken. Absieben und in Tropffläschchen füllen.

Dosierung: 3-mal täglich 15–20 Tropfen.

Die Tees können als Kur unbedenklich über längere Zeit getrunken werden.

Weißdorn kann unbedenklich als Dauermedikation eingenommen werden, da er sehr gut verträglich und nebenwirkungsfrei ist. Zu beachten ist, dass die Wirkung langsam eintritt und oft erst nach etwa 2-6 Wochen spürbar ist.

Behandlungsempfehlung

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 Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Ardeycordal mono, Crataegus comp. Weleda, Crataegutt 80/450 mg, Oxacant mono
  • Kombinationspräparate: Convallocor ( + Adonisröschen, Maiglöckchen), Oxacant, Convastabil Pektahom ( + Maiglöckchen), Korodin (+ Kampfer)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

Es sind keine bekannt.