Kursangebot | Pflanzenheilkunde | Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Pflanzenheilkunde

Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Korbblütler

Abbildung 1. Löwenzahn, ganze Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüten.
Abbildung 1. Löwenzahn, ganze Pflanzen mit Stängel, Blättern und Blüten.

Geschichte

Das Wort Taraxacum kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Ich heile die Entzündung“. Manche Forscher leiten den Namen aus der persischen Sprache ab und übersetzen ihn mit „bitteres Kräutlein, das auf dem Basar verkauft wird“. Der Zusatz officinalis verrät die Heilpflanze, die in der Offizin, dem Arbeitsraum einer Apotheke, auch schon in alten Zeiten zu Medizin verarbeitet wurde. Seinen deutschen Namen verdankt der wenzahn den spitz gezähnten Blättern und der Löwenmähne seiner Blüten. Geerntet werden Blätter und Wurzeln im Mai, vor der Blüte. Sie enthalten dann die meisten Bitterstoffe (Taraxaci radix cum herba). Werden die Wurzeln im Herbst gegraben, enthalten sie am meisten Inulin (ein Speicherkohlehydrat, das von Diabetikern gut vertragen wird. Nicht verwechseln mit Insulin. Die Wurzel (Taraxaci radix) und auch die Blätter (Taraxaci folium) werden auch getrennt voneinander verwendet.

Die Wurzeln des Löwenzahns liegen im Himalaya, dort ist er in der Kreidezeit vor mehr als 100.000 Jahren entstanden. Pollenfunde aus jener Zeit belegen das. Er hatte genug Zeit, sich in verschiedenen Arten und Formen auf der ganzen Welt zu verbreiten. Sicherlich nutzten in diesen alten Zeiten bereits die verschiedenen Völker der Nordhalbkugel den Löwenzahn als Nahrungs- und Heilpflanze. Nachgewiesen ist das u.a. auch von den Menschen der letzten Eiszeit, z.B. den Neandertalern. Heute ist der Löwenzahn neben der Brennnessel eine der Pflanzen, die in unseren Breitengraden wohl jeder kennt.

„Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein“ sagte Hippokrates vor 2500 Jahren. Der Löwenzahn erfüllt diese Voraussetzung auf einfache und sehr schmackhafte Art. Oft wird er als „Un-kraut“ im Garten gejätet und sollte dann nicht auf dem Kompost, sondern in der Küche landen. Ob angerichtet wie Blattspinat, im Salat, als schmackhafte Suppe mit Brennnesseln zusammen, als Beigabe zum Kräuterquark, die Blüten als essbare, wunderschön dekorative Zierde im Wildsalat oder gedünstet als Füllung ins Omelett... es gibt unzählige Rezepte.

Und für alle, die gerne pusten: Wer in einer Vollmondnacht die ausgereiften Samen der kristallenen Kugel in alle vier Himmelsrichtungen bläst, dessen Wünsche werden sich erfüllen!

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Blatt des Löwenzahns.
Abbildung 2. Blatt des Löwenzahns.

Löwenzahn wächst auf Wiesen, Weiden, Äckern, an Wegrändern, auf Schutthalden, Brachen, Straßenrändern oder Bahndämmen. Er kommt einfach überall vor, ist ausdauernd und fast das ganze Jahr hindurch blühend zu finden. Aus einer kräftigen und langen Pfahlwurzel wächst eine Blattrosette mit tief gezähnten, kahlen und sehr formenreichen Blättern. Die gelben Blüten sitzen einzeln am Ende eines bis zu 50 cm hohen, hohlen Stängels, sie bestehen nur aus Zungenblüten. Die äußeren Hüllblätter sind zurückgeschlagen und kürzer als die inneren. Der Löwenzahn führt in allen Teilen einen weißen, ungiftigen Milchsaft. Bei Verletzung der Pflanze tritt er spontan aus und färbt bei Kontakt Haut und Kleidung nach kurzer Zeit braun. Die Früchte des Löwenzahns sind braun, mit Häkchen besetzt und einem schirmartigen Pappus, der die Samen in die Welt hinaus trägt.

Arzneilich verwendet werden die Blätter und Wurzeln des Löwenzahns (Taraxaci folium et radix). 

Signatur

Mit seiner kräftigen Pfahlwurzel ist der Löwenzahn gut in der Erde verankert. Er passt sich allen Lebensumständen an, wird in einer üppigen grünen Wiese auch mal 50 cm hoch und bleibt oben im Gebirge auf steinigem Boden 5 cm klein. Diese Anpassungsfähigkeit bringt er auch in den Menschen, vor allem dann, wenn alte, überkommene Vorstellungen zu Ärger, Verhärtungen und Erstarrungen zu Gallenstörungen geführt haben. Dass er so gerne auf unwirtlichen und belastenden Standorten wächst, zeigt seine stark entgiftenden Qualitäten auf.

Die gelbe Farbe der Blüten ist ein Hinweis auf seine Hilfe bei Leber- und Gallenerkrankungen und auch bei Gelbsucht. Die Blüten verfolgen mit ihrem Köpfchen tagsüber den Lauf der Sonne und schließen sie gegen Abend oder auch bei Regen. Er fängt ganz viel Frühlingssonne ein und bringt dieses Licht in den menschlichen Körper, so dass der mit einem optimierten Stoffwechsel auch seine Frühlingsgefühle und seine gute Laune wieder findet. Der bittere Geschmack des Milchsaftes und der Wurzeln weist ebenfalls auf eine Hilfe bei der Verdauung hin und reinigt die Bauchorgane. Der weiße Milchsaft zeigt die Beziehung zur Lymphe an und auch zur Muttermilch. Löwenzahn ist in Milchbildungstees zu finden. Und die Bauern freuen sich auch über mehr Milch – und gelbere Butter –, wenn ihre Kühe frischen Löwenzahn fressen können. Sehr schnell verwandelt der Löwenzahn auch seine gelben Blüten in silberne Kugeln, die Pusteblumen. Und er schickt seine Samen mit dem Wind auf die Reise. Er nimmt sich die Freiheit zur Veränderung…

Der hohle Stängel weist auf seine Qualitäten als blutreinigende Pflanze hin. Und der lange, hohe, aufrechte Stängel wird als ein Kennzeichen von Krebsheilpflanzen gedeutet.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Löwenzahnwurzeln und -blätter enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe mit einem Bitterwert von 600
  • Triterpenalkohole, z.B. Taraxasterol, Faradiol
  • Phytosterole (z.B. ß-Sitosterin)
  • Phenolcarbonsäuren (z.B. Kaffeesäure, Chlorogensäure)
  • Mineralien (viel Kalium; Kalzium, Eisen, Magnesium, Zink) und Vitamine (v.a. Vitamin C; auch A, B, D, E)
  • Cumarine
  • Flavonoide in Blüten und Blättern, z.B. Quercetin, Apigenin, Luteolin
  • ätherische Öle (in den Blüten)
  • Inulin (in der Wurzel, 2% im Frühjahr, 40% im Herbst)
  • Eiweiße (gute Futterpflanze)

 Löwenzahnwurzeln und -blätter haben folgende Wirkungen:

  • Verdauungsapparat:
    • regt Leber und Galle an, ist cholagog
    • fördert Magensaftsekretion
    • stimuliert Bauchspeicheldrüse und Kohlenhydratverdauung
    • regt Appetit und Stoffwechsel an
  • Nieren und Harnwege: wirkt diuretisch, aktiviert die Nieren, entwässert (in der Wirkstärke vergleichbar mit Furosemid), außerdem spasmolytisch
  • entzündungshemmend: Luteolin und Faradiol, die Triterpenalkohole, greifen an verschiedenen Stellen hemmend in die Entzündungskaskade ein
  • antioxidativ (phenolische Komponenten)
  • reduziert die Schmerzwahrnehmung (antinozizeptiv)

Behandlungsempfehlung

Hier klicken zum Ausklappen

Löwenzahnwurzel als Monopräparat eingesetzt schützt die Leber, fördert die Zellregeneration und wirkt der Fibrose entgegen (Inulin und Luteolin)

Anwendungsgebiete/Indikationen

  • Galle- und Leber – funktionelle Störungen und Erkrankungen:
    • Störungen des Galleflusses, Cholezystopathien
    • alle Arten von Leberschwäche, Hepatopathie
  • Magen, Darm, Stoffwechsel:
    • dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit
    • schlechte Kohlenhydratverdauung (stimuliert die Bauchspeicheldrüse)
    • reduzieren Cholesterin bei erhöhtem Cholesterinspiegel (Phytosterole der Wurzel)
    • Blutreinigungs- und Fastenkuren im Frühjahr
  • Niere und Blase:
    • Anregung der Diurese (z.B. bei Harnwegsinfekten, Nierengrieß)
    • Blasen-, Nierenstörungen
  • geschwollene Lymphknoten, Lymphstau
  • chronisches Rheuma und Arthrose, steife Gelenke
  • leichte Akne und andere Hautstoffwechselstörungen
  • Viruserkrankungen (hier sind die Wurzeln kräftiger)

Fallbeispiel

Hier klicken zum Ausklappen

Von der Rasenpflege zum Leberschutz. Wie kann das geschehen? Einer unserer Nachbarn war stolz auf seinen unkrautfreien englischen Rasen – und beklagte sich doch gerne darüber, dass er jedes Frühjahr wieder etliche Löwenzahnpflanzen herausstechen musste, bevor sie anfingen zu blühen und sogar Samen zu verteilen. Voller klammheimlicher Freude erzählte ich ihm jedes Jahr wieder von den Vorzügen des Löwenzahns und bat ihn, mir doch die herausgestochenen Pflänzchen zu geben, damit ich ihm einen Salat daraus machen könne. Überraschenderweise hat ihm der Salat so gut gescheckt, dass ab diesem Zeitpunkt die Löwenzähne aus seinem Garten in seiner Küche landeten – und er sogar noch welche von der Wiese dazu holte. Und ein paar Monate später erzählte er mir, dass sein Arzt ihm zu seinen guten Leberwerten gratuliert hatte.

Indikationen nach Monografien

Das HMPC hat Löwenzahnkraut mit Wurzeln und Löwenzahnblätter als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Löwenzahnkraut mit Wurzeln kann zur Besserung leichter Verdauungsbeschwerden (Völlegefühl, Blähungen, verzögerter Verdauung) und bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden; außerdem zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden. Löwenzahnblätter als Monodroge sind indiziert zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden. Nach ESCOP hilft Löwenzahnkraut mit Wurzeln zur Unterstützung bei Behandlungen, bei denen ein verbesserter Harnfluss wünschenswert ist, z.B. bei Rheumatismus und zur Vorbeugung von Nierensteinen. Löwenzahnwurzel als Monodroge wird eingesetzt zur Wiederherstellung der Leber- und Gallefunktion, bei dyspeptischen Beschwerden und Appetitlosigkeit.

Die Kommission E nennt für Löwenzahnkraut mit Wurzeln die Indikationen Störung des Gallenflusses, Anregung der Diurese, Appetitlosigkeit und dyspeptische Beschwerden. Löwenzahnkraut bzw. Löwenzahnblätter sind bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl und Blähungen angezeigt.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Volksheilkunde wird Löwenzahn außerdem geschätzt bei folgenden Beschwerden:

  • Gicht
  • Hämorrhoiden
  • Hauterkrankungen, Wunden, Ekzeme
  • Diabetes mellitus (wegen des Inulingehalts)
  • Blutdruckschwankungen
  • Augenerkrankungen
  • Stärkt Zähne und Knochen

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird Taraxacum bei Störungen im Magen-Darm-Trakt und in der Leber verordnet, insbesondere, wenn depressive Stimmungen damit einhergehen. Es gelten auch die Anwendungen aus der Phytotherapie.

Taraxacum ist auch in der Spagyrik ein wichtiges Stoffwechselmittel mit besonderer Wirkung auf den Leberbereich. Es unterstützt die Entgiftung und fördert die Gallenproduktion.

Prävention

Zubereitung aus Löwenzahn pflegen den ganzen Stoffwechsel und halten gesund.

Wirkung auf die Psyche

So wie der Löwenzahn auf der Wiese fest im Boden verankert ist, so erdet und zentriert er auch uns. Wer sich mitten in eine Wiese mit tausend blühenden Löwenzähnen hineinlegt, wird diese Kraft spüren. In dieser so selbstverständlichen Verbindung zur Erde wächst Klarheit heran – sei es Klarheit im Gefühlsleben, Klarheit in Gedanken und Klarheit im eigenen Selbstbild. Löwenzahn hilft, sich mit ganzem Herzen selbst anzunehmen, Zweifel sind nicht sein Ding. Er schenkt ein klares Selbstwertgefühl und gibt zugleich die Energie, voller Freude und Genuss zu leben. Löwenzahn ist ein wahrer Sorgenbrecher, er nimmt die erstarrte Bitterkeit und versüßt das Leben. Löwenzahn bringt freudige Lebenskraft und kraftvolle Lebensfreude.

Rudolf Steiner bezeichnete den Löwenzahn sogar als einen Himmelsboten, der dafür sorgt, dass kosmische Kräfte die Erde beseelen und verjüngen können.

Dosis/Dosierung

1–2 TL (1 TL = etwa 1,2 g) Löwenzahnwurzel mit Kraut pro 250 ml Wasser, morgens und abends 1–2 Becher.

Darreichungsformen und Zubereitungen

 

Behandlungsempfehlung

Hier klicken zum Ausklappen

Teezubereitung

1 TL Kraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 Min. ziehen lassen.

Tee-Kur

1 EL Wurzeln in 1 l Wasser aufkochen, 10 Min. köcheln lassen, abseihen. Als Kur 4 Wochen lang täglich 2-3 Tassen trinken.

Frischer Presssaft

2–3 EL des Presssaftes aus der frischen Pflanze pro Tag sind eine gute Blutreinigungskur.

Behandlungsempfehlung

Hier klicken zum Ausklappen

Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Schoenenberger naturreiner Heilpflanzensaft Löwenzahn, Taraxacum-Urtinktur-Ceres
  • Kombinationspräparate: Hepar Hevert Tropfen (+ Mariendistel, Schöllkraut), Imupret N Drg. (+ Eibisch, Kamille, Schachtelhalm, Walnussblätter, Schafgarbe, Eichenrinde)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen, Interaktionen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen: Verschluss der Gallenwege, Darmverschluss, übersäuerter Magen