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Pflanzenheilkunde

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)

Hahnenfußgewächse

Abbildung 1. Blüten am Stängel des Blauen Eisenhuts.
Abbildung 1. Stängel mit Blättern und Blüten des Blauen Eisenhuts.

Geschichte

In der altgriechischen Sprache bedeutet akóniton eine Giftpflanze, die en akóneis, an schroffen Felsen wächst. Napellus ist die Verkleinerung von dem lateinischen napus und bedeutet Steckrübchen. Gemeint sind die knollenartigen Verdickungen der Wurzeln, die am meisten Gift enthalten. So bedeutet Aconitum napellus übersetzt Giftiges Steckrübchen wächst an schroffen Felsen. Eisenhut heißt diese Pflanze nach der Form der Blüte, die wie ein kampferprobter eiserner Helm aus dem 15. und 16. Jahrhundert aussieht. Die griechische Mythologie erzählt von der Entstehung der Pflanze: Herakles besiegte den Höllenhund Kerberos, dessen Aufgabe es war, das Reich der Toten zu bewachen und nahm ihn mit ans Tageslicht. Dem wütenden Tier tropfte Speichel aus dem Maul und dort, wo der Speichel zu Boden fiel, wuchs der Eisenhut – und mit ihm die Kraft, alles Leben ins Jenseits zu befördern.

Diese faszinierend schöne und blaue Blüte gehört zu den giftigsten Pflanzen Europas. Im Altertum vergiftete man mit dem Eisenhut die Spitzen von Pfeilen und Speeren und machte diese zu tödlichen Waffen. Im alten Griechenland wurden Verbrecher damit hingerichtet, allerdings nur diejenigen, die besonders schwere Vergehen begangen hatten, denn der Tod durch Aconitin ist besonders grausam. Eisenhut war auch Bestandteil vieler Giftgetränke, er war in der Antike und im Mittelalter das beliebteste Mordgift. Aus diesem Grund hieß er auch Erbpulver. Unter anderen starben der römische Kaiser Claudius und der Pabst Hadrian VI daran.

Eisenhut als gefährliches Gift rückte immer mehr in das Blickfeld der Mächtigen, Kaiser und Papst genehmigten Versuche an Menschen, die zum Tode verurteilt waren, die das Ziel hatten, ein Gegengift zu finden. Im Jahre 117 n. Chr. wurden die ersten Gesetze gegen Giftmischerei erlassen und darin das Pflanzen von Eisenhut im Garten verboten.

Aus dem Russischen stammt die Legende, dass sich Luzifer unter einem Eisenhut versteckte, als er aus dem Himmel vertrieben wurde. Der Erzengel Gabriel soll ihn jedoch aufgespürt und die Pflanze mit einem Blitz durchschossen haben. Luzifer lief weg und die Eisenhutblätter sind seitdem geschlitzt.

Weltweit gibt es etwa 300 Eisenhut-Arten, die von unterschiedlicher Giftigkeit sind. Kochen zerstört zumindest in China langsam das Gift. In manchen Gegenden dort werden die Aconit-Knollen sogar als Gemüse zubereitet, zerschnitten und mehrere Stunden bis Tage lang gekocht. Gut sind sie erst dann, wenn sich die Zunge nach dem Berühren und Testen nicht mehr taub anfühlt. Bitte nicht nachmachen!

Botanischer Steckbrief

Der Eisenhut ist im Gebirge an feucht-nassen, nährstoffreichen Standorten, Quellen oder Flussauen zu finden. Die Pflanze wird bis zu 150 cm hoch, ist mehrjährig, der Stängel sitzt voller dunkelgrüner handförmig tief geschlitzter Blätter mit 5–7 Fingern. Die Blüten erscheinen von Juni bis August, sie sind von einem tief leuchtenden Blau bis Blauviolett. Das obere Blütenblatt ist helmförmig aufgewölbt, darin sind 2 lang gestielte Honigblätter eingeschlossen. Nur Hummeln können von unten in diese Blütengebilde gelangen. Die Stiele der Blüten sind mit krummen, anliegenden Haaren besetzt. Der Blütenstand wächst ährig am Ende des Stängels. Die Frucht ist eine Balgfrucht mit 3 Schoten, sie springen an den Bauchnähten auf und geben die dreikantigen kleinen und glänzenden schwarzen Samen frei.

Hübsch ist die Geschichte vom Venushügel, Venuswagen oder von der Venuskutsche. Schaut man dem Eisenhut frontal in die Blüte, offenbart sich der Venuswagen: Es ist der halbkugelige Blütengrund mit einem dichten Kranz aus schwarzen Staubgefäßen. Wer dann die Kappe nach hinten zieht, entdeckt die lang gespornten Honigblätter – die Täubchen oder Pferdchen, die den Venuswagen ziehen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Eisenhut enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

Viele verschiedene Alkaloide (etwa 1%), darunter das Hauptalkaloid ist Aconitin.

Aconitin hat folgende Wirkungen:

Es wirkt auf die sensiblen und motorischen Nervenendigungen und auf das ZNS anfangs erregend und dann lähmend. Schmerz wird nicht mehr empfunden, es wirkt wie ein Lokalanästhetikum auf der Haut und Schleimhaut. Innerlich eingenommen wirkt es schmerzstillend und fiebersenkend, es reduziert die Herzfrequenz und senkt den Blutdruck. Außerdem sind Flavonoide wie Quercetin und Kämpferol enthalten, die antioxidative Eigenschaften haben.

Indikationen

Eisenhut wird wegen des hohen toxischen Potenzials nicht mehr phytotherapeutisch eingesetzt.

Indikationen nach Monografien

Die Kommission E erstellte eine Negativmonografie.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Eisenhut wurde früher bei neuralgischen, arthritischen und gichtartigen Schmerzen eingesetzt.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

Eisenhut ist heute ein wertvolles homöopathisches Arzneimittel. So wie die Pflanze oben im Gebirge gleichzeitig in sengender Sonne und im zugigen Wind wächst, die Wurzeln von eiskaltem Quellwasser umspült, so hilft sie homöopathisch zubereitet als Aconitum in den Anfangsstadien von Erkältungen, Grippe und Fieber, die durch Kälte, Wind und Nässe verursacht sind und meist einen stürmischen Verlauf nehmen. Neben vielen anderen Indikationen hat sich das homöopathische Arzneimittel bei Trigeminusneuralgie, Ischias und Taubheitsgefühlen bewährt.

Nebenwirkungen

Vergiftungen zeigen sich schnell durch Brennen im Mund, Finger und Zehen und Kribbeln am ganzen Körper, Schweißausbrüche wechseln ab mit Frösteln bis hin zu einem Gefühl der Taubheit und der Eiseskälte. Es folgen Erbrechen, kolikartiger Durchfall, starker Speichelfluss, Lähmungen der Skelettmuskulatur und stärkste Schmerzen. Nach dem Absterben der Gliedmaßen tritt der Tod durch Atemlähmung oder Herzversagen ein. Das Bewusstsein bleibt bis zuletzt erhalten.