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Pflanzenheilkunde - Pflanzenmittel aus isolierten Inhaltsstoffen

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Pflanzenheilkunde

Pflanzenmittel aus isolierten Inhaltsstoffen

Abbildung 1. Mädesüß, ganze Pflanzen mit Stängel und Blüten.
Abbildung 1. Mädesüß, Kraut mit Blüten. Die Inhaltsstoff des heute weltweit wahrscheinlich lmeistverkauften Arzneimittels Aspirin gehen zurück auf die salicylhaltigen Inhaltsstoffe der Weide und des Mädesüß.

In der Folgezeit wurden in pharmazeutischen Unternehmen Medikamente aus den isolierten Inhaltsstoffen der Mohnpflanze hergestellt. Das isolierte Morphin selbst war Basis für viele neue Schmerzmittel. Das Molekül des Morphins wurde im Labor chemisch verändert und daraus entstanden viele Opioide, opiumähnliche Verbindungen, die nun als Medikamente auf den Markt kamen und noch heute therapeutisch eingesetzt werden. Sie alle unterliegen wegen ihrer starken Wirksamkeit und des suchterregenden Charakters dem Betäubungsmittelgesetz. Auch Codein als Hustenmittel ist ein Abkömmling des Morphins und damit des Schlafmohns (Papaver somniferum).

Fast alle Erstlingsprodukte der gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegründeten pharmazeutischen Firmen waren pflanzlichen Ursprungs. Meist waren das Gesamtextrakte der Pflanze oder auch isolierte Pflanzeninhaltsstoffe. Im Laufe der Jahre und mit dem Voranschreiten der Naturwissenschaften wurden einige der in der Natur vorkommenden Verbindungen synthetisch nachgebaut oder chemisch verändert, meistens, um Verträglichkeit und Wirksamkeit zu optimieren. Damit war es auch möglich, für diese veränderten Verbindungen Patente anzumelden und die Voraussetzung für Investitionen und weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu schaffen.

Zum Beispiel stellte die Firma Hoffmann-La Roche ein standardisiertes Digitalispräparat aus den Blättern des Fingerhuts her und nannte es Digalen. Andere Firmen isolierten den Hauptwirkstoff Digoxin. Solche Präparate wurden jahrzehntelang bevorzugt bei Herzbeschwerden eingesetzt. Später wurde das Molekül weiter chemisch verändert. Es entstanden Methyldigoxin (Lanitop) der Firma Hoffmann-La Roche und das Acetyldigoxin der Firma Eli Lilly mit dem Namen Novodigal.

Das wohl berühmteste Beispiel aber ist das Aspirin, heute eines der weltweit am meisten verkauften Medikamente und das bekannteste Präparat der Firma Bayer. Sein Ursprung geht zurück auf die salicylathaltigen Inhaltsstoffe der Weide und des Mädesüß.

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Weitere Beispiele für Medikamente pflanzlichen Ursprungs

Lobelia inflata, die Aufgeblasene Lobelie aus der Familie der Glockenblumengewächse, ist in Nordamerika zu Hause. Sie enthält das Alkaloid Lobelin. Die Firma Boehringer Ingelheim isolierte dieses Alkaloid, entwickelte die Synthese dieses Naturstoffes im Labor und brachte das Asthmamittel Lobelin auf den Markt. Über viele Jahrzehnte hindurch wurde das Lobelin-Molekül immer wieder chemisch verändert und bildete damit die Grundlage für die heute weltweit anerkannten Asthmapräparate dieser Firma.

Scopolamin, der Inhaltsstoff des Gemeinen Stechapfels (Datura stramonium), wurde zum Arzneistoff N-Butylscopolaminbromid weiterentwickelt und ist ein Bestandteil des erfolgreichen Magen-Darm-Therapeutikums Buscopan.

Der Inhaltstoff Ephedrin aus dem Chinesischen Meerträubel (Ephedra sinica) wurde bald synthetisch nachgebaut und von der Firma Merck als Ephetonin in den Handel gebracht. Viele weitere ähnliche Verbindungen wurden daraus synthetisiert und sind die Basis für viele Medikamente, die heute bei Erkältungskrankheiten und Asthma bronchiale eingesetzt werden.

In den USA war Santonin, ein Inhaltsstoff aus dem Wurmsamen (Artemisia Cina, auch Zitwerbeifuss genannt) die erste kommerziell erfolgreiche medizinische Substanz der Firma Pfizer. Diese Substanz wurde zu einer Kur gegen den damals weit verbreiteten Befall und Infektion mit Spulwürmern verarbeitet. Heute ist Pfizer der größte Pharmakonzern der Welt.

Die Schweizer Firma Sandoz isolierte aus dem Mutterkorn (eine kornähnliche Dauerform des Schlauchpilzes Claviceps purpurea, der an Roggenähren wächst) das Alkaloid Ergotamin und brachte es Anfang des 20. Jahrhunderts als erstes reines Mutterkornalkaloid auf den Markt. Spätere Varianten aus dem Labor wurden ebenfalls zu Arzneimitteln und erfolgreich in die Therapie schwerer Erkrankungen eingeführt.

Aus den Alkaloiden der Indischen Schlangenwurzel (Rauwolfia serpentina) wurden von der Firma Boehringer Mannheim ein Mittel gegen hohen Blutdruck entwickelt, das in Deutschland lange das Standardpräparat bei Bluthochdruck war, genannt Modenol.

Es gab aber auch Firmen, die aus den Pflanzen reine Phytotherapeutika herstellten. Viele davon, z.B. Madaus, Dr. Willmar Schwabe, Heel, Weber und Weber, verdanken ihre Entstehung der Homöopathie in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst stellten sie aus frischen Pflanzen nach den Regeln der Homöopathie wässrige oder wässrig-alkoholische Auszüge her. Später entwickelten sie auch eigene phytotherapeutische Präparate und sind bis heute die führenden Hersteller phytotherapeutischer Präparate geblieben.