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Pflanzenheilkunde - Bitterstoffe

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Bitterstoffe

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 Als Bitterstoffe werden alle pflanzlichen Inhaltsstoffe bezeichnet, die einen bitteren Geschmack aufweisen. Bitterstoffe sind keine chemisch einheitliche Gruppe, sondern haben lediglich gemeinsam, dass sie bitter schmecken. Häufig gehören sie zu den Terpenoiden, Glykosiden und Lacton-Verbindungen. Im menschlichen Körper steigern sie die Speichel-, Magen-, Pankreas- und Gallensaftsekretion und wirken appetitanregend und verdauungsfördernd.

  • Terpenoide Bitterstoffe sind oft Monoterpene mit 10 Kohlenstoffatomen. Dazu gehören die Iridoide, z.B. das Aucubin aus dem Spitzwegerich, das Gentiopikrosid im Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) und im Gelben Enzian (Gentiana lutea). Sie zeigen sehr häufig antientzündliche, antioxidative und wundheilungsfördernde Effekte.
  • Sesquiterpen-Bitterstoffe (lat. sesqui = eineinhalb) haben 15 Kohlenstoffatome. Sie wirken entzündungshemmend und sind häufig in Korbblütlern zu finden, z.B. das Helenalin in Arnikablüten.
  • Zu den Diterpen-Bitterstoffen mit 20 Kohlenstoffatomen gehören die Lamiazeen-Bitterstoffe, die vornehmlich in der Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae) zu finden sind, z.B. in Salbei.
  • Zu den nichtterpenoiden Bitterstoffen zählen u.a. die Hopfenbittersäuren Humulon und Lupulon der Hopfenzapfen (Lupuli strobulus).

Je nach den Begleitstoffen in den Pflanzen, die den bitteren Geschmack modifizieren, werden die Bitterstoffe unterschieden in:

  • Amara tonica: Das sind reine Bitterstoffe, die eine allgemein tonisierende Wirkung entfalten. Sie stärken den Körper bei und nach langen Krankheiten und fördern die Genesung. Außerdem regen sie intensiv die Produktion aller Verdauungssäfte an. (Tausendgüldenkraut, Gelber Enzian).
  • Amara aromatica: Hier enthalten die Pflanzen gleichzeitig Bitterstoffe und ätherische Öle, sie schmecken sowohl bitter als auch aromatisch. Sie beeinflussen ebenfalls die Leber- und Gallenfunktion und reinigen den Darm. Bei Blähungen wirken sie antibakteriell und antiparasitär. Manche fördern außerdem die Harnausscheidung. (Wermut, Engelwurz, Löwenzahn).
  • Amara acria: Diese Bitterstoffe mit der Beimengung von Scharfstoffen regen die Durchblutung der Gewebe an. Sie optimieren die Verdauung und die Peristaltik und verbessern darüber hinaus die Kreislauffunktion (Ingwer, Senf).

Allen Bitterstoffen gemeinsam ist, dass sie die gesamte Verdauung optimieren, die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt reinigen und damit die Aufnahme von Nährstoffen, Spurenelementen und fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) steigern. Sie reinigen die Darmschleimhaut und aktivieren die dort sitzenden Zellen des Immunsystems. Bitterstoffe steigern die Durchblutung der inneren Organe und verbessern deren Tonus und Funktion. Erstaunlich ist, dass sie auch den Appetit regulieren und den Heißhunger auf Süßes beseitigen.

Bitterstoffe dienen den Pflanzen zur Abwehr von Fressfeinden, entfalten aber auch dort antimikrobielle Wirkung und bieten der Pflanze Schutz vor Mikroorganismen (Bakterien und Pilze).

Merke

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Bitterstoffe sind gut in Wasser löslich. Die Wirkung der Bitterstoffe ist an den bitteren Geschmack gebunden – sie werden deswegen nur als Tees, Tinkturen und Extrakten verabreicht (und nicht als Tabletten oder Kapseln). Werden Bitterstoffe vor dem Essen eingenommen, regen sie den Appetit an. Nach dem Essen fördern sie die Verdauung.

Spezielle Bitterstoffe

Aucubin ist ein Monoterpen-Bitterstoff und kommt in Spitz- und Breitwegerich vor, im Augentrost und auch im Ehrenpreis. Es wirkt entzündungshemmend und greift in die Entzündungskaskade (Arachidonsäurestoffwechsel) ein. Es schützt mit seinen Bitterstoffen die Leber vor Umweltgiften, erhöht die Aufnahme von Glukose in die Zelle und senkt damit den Blutzuckerspiegel. Außerdem liegen Hinweise aus Laborversuchen auf eine neuroprotektive Wirkung vor. Zu all diesen Wirkungen scheint beizutragen, dass Aucubin auch ein gutes Antioxidans ist.

Die Ursolsäure kommt in der Pflanzenwelt verhältnismäßig oft vor, wenn auch nur in geringen Mengen. Sie ist ein Triterpenoid-Bitterstoff. Meistens fungiert sie in den Pflanzen als Fraßgift gegen Insekten. In Laborversuchen wirkt sie entzündungshemmend und verhindert die Bildung von entzündungsfördernden Prostaglandinen. Auch zeigte sich, dass sie die Apoptose, den Selbstmord von Krebszellen, herbeiführen kann. Ursolsäure findet sich u.a. in Rosmarin, Basilikum und Thymian. Außerdem in dem natürlichen Wachsüberzug von Äpfeln, Birnen und Kirschen und in der Schale von Heidelbeeren und Preiselbeeren.

Die Betulinsäure (aus der Birkenrinde) ist ein Bitterstoff mit 30 Kohlenstoffatomen. Sie wirkt auf der Haut entzündungshemmend bei Neurodermitis, Psoriasis und verschiedenen Ekzemen.

Manche Bitterstoffe sind auch gute Hustenmittel, denn auch auf den glatten Muskelzellen der Bronchien sitzen Bitterrezeptoren. Wenn sie aktiviert werden, erweitern sich die Bronchien, können besser Sauerstoff aufnehmen und der Schleim kann abgehustet werden, z.B. Andorn, Marrubium vulgare und Engelwurz, Angelika officinalis). Diesen Wirkmechanismus erläutert Prof. Wink, Direktor für Pharmazeutische Biologie an der Uni Heidelberg, folgendermaßen: „Einer unserer parasympathischen Nerven, die auf bittere Substanzen reagieren, ist der Nervus vagus. Er hat im Magen seine Rezeptoren. Wird dieser Nerv im Magen durch Bitterstoffe sehr stark gereizt, wird ein Brechreiz ausgelöst. Unterhalb der Brechschwelle führt die Nervenreizung dazu, dass es in der Lunge zu einer vermehrten Wasserausscheidung kommt. Dieses Wasser verflüssigt den Schleim, so dass dieser leichter ausgehustet werden kann.“ Deswegen findet der bitterstoffhaltige Andorn vornehmlich bei Atemwegserkrankungen Verwendung, z.B. akuter und chronischer Bronchitis.