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Pflanzenheilkunde

Ringelblume (Calendula officinalis)

Korbblütler

Abbildung 1. Blüte der Ringelblume.
Abbildung 1. Blüte der Ringelblume.

Geschichte

Die Ringelblume war in alten Zeiten eine Pflanze der Frauen, der Liebe und des Liebeszaubers. Die Niewelkblume sollte dafür sorgen, dass die Liebe unter den Menschen immer wieder neu erblühe. Um der Liebe ein wenig nachzuhelfen, nahmen die Mädchen die Erde von den Fußabdrücken ihres geliebten Burschen, gaben sie in einen Blumentopf und pflanzten die Niewelkblume hinein. So wie die gelbe Blume unermüdlich blüht, so sollte auch die Liebe des jungen Mannes zu dem Mädchen wachsen, blühen und nie verwelken. In ländlichen Gegenden wurde sie auch auf Gräber und Friedhöfe gepflanzt und Totenblume genannt. Vielleicht erhielt sie diesen Namen, weil sie selbst noch im November - an den Gedenktagen für die Verstorbenen - blühte. Auf alten Malereien ist die Ringelblume immer in Verbindung mit Maria dargestellt und symbolisierte die Erlösung von den Leiden. Marigold heißt sie noch heute in englischsprachigen Ländern.

Die Hinduisten verehren die Ringelblume als Blume Krishnas, als Garant für Leben, Heil und Ewigkeit. An Feiertagen schmücken sie sich selbst und auch ihre Tempel mit langen Ketten aus diesen leuchtenden Blüten. Die Ringelblume ist für sie heilig, ein Symbol der Reinheit und hält auf der geistigen Ebene alles Böse fern. In China heißt sie Blume der 10.000 Jahre.

Botanischer Steckbrief

Die Ringelblume wird bis zu 50 cm hoch. Ihr aufrechter Stängel verzweigt sich fleißig und bringt fein behaarte Blätter in einem charakteristischen Grün hervor. Die Blätter sind ganzrandig oder schwach gezähnt, filzig behaart und leicht klebrig. Ab Mai öffnen sich bei Sonnenschein immer neue Blütenköpfe. Sie sehen aus wie kleine Sonnen, mit einem Durchmesser von zirka 4–5cm. Die kleinen Röhrenblüten in ihrem Zentrum sind häufig braun, die langen Zungenblüten leuchten außen herum gelb und orange. Nach diesen Blütenfarben wurde sie auch Morgenrot und Abendrot genannt. Die ringförmig gebogenen Früchte werden vom Wind oder von Tieren verbreitet und keimen unter geeigneten Bedingungen sofort wieder neu. Nach den drei verschieden geringelten Samen (Kahn-, Haken- und Larvenfrüchte) erhielt die Ringelblume ihren Namen.

Signatur

Die gelben und orangefarbenen Blüten sprechen für eine Leberheilpflanze. Gleichzeitig pflegen die Korbblüten, die sich nur bei Sonnenschein öffnen, eine eindeutige Beziehung zur Sonne und speichern deren Wärme und Energie. Mit ihrem sonnenhaften Wesen schließen sie körperliche und auch seelische Wunden. Blühende Ringelblumen strahlen sehr viel freudige Lebendigkeit und Lebenslust aus. Sie sind bereit, jedem zu helfen, dem diese fehlen. Ihre Samen entstehen nur aus den fruchtbaren randständigen Zungenblüten, die Röhrenblüten in der Mitte sind steril. Sie geben den sich biegenden Samen Gelegenheit, sich über die gemeinsame Mitte zu kringeln und sie vollständig zu bedecken, quasi zu verschließen – so wie sie andere Wunden auch verschließen. Die Blätter sind von einer balsamischen Schicht überzogen und kleben ein wenig an den Fingern beim Pflücken – so als wollten sie sofort kleine Wunden versorgen.

Der lateinische Name Calendula ist verwandt mit dem uns geläufigen Wort für Kalender, und bedeutet kleiner Kalender, denn die Ringelblume erblüht von Mai bis zu den ersten Frösten jeden Monat neu, manchmal sogar noch unter dem ersten Schnee. Officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, die in der Offizin, dem Arbeitsraum einer Apotheke, zu Medizin verarbeitet wurde.

Als Arzneidroge verwendet werden die Blüten (Calendulae flos). Für die Aufbereitung als Arzneidroge muss der Blütenboden abgetrennt werden, sodass die Droge vorwiegend aus Zungenblüten und wenigen Röhrenblüten besteht.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Ringelblumenblütenblätter enthalten als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe:

  • 2–10% Triterpensaponine und -alkohole: mit entzündungshemmenden, antiödematösen, antimutagenen Eigenschaften
  • 0,3–0,8% Flavonoide, u.a. Hyperosid, Quercetin: wirken antimikrobiell
  • 0,02–4,7% Karotinoide (Lutein, Xeaxanthin): helfen beim Wundverschluss
  • 0,2–0,3% ätherische Öle (mindestens 60 verschiedene) mit antimikrobiellen Eigenschaften
  • Polysaccharide (immunstimulierend)
  • außerdem Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Bitterstoffe, Sterole

 Ringelblumen haben folgende Wirkungen:

  • entzündungshemmend: bei Entzündungen bedingt durch Bakterien (Bacillus subtilis, E. coli, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus), durch Viren (Herpes, Grippe, HIV), durch Pilze (Candida albicans), auch von Trichomonaden
  • wundheilungsfördernd: Epithelisierung und Kollagenreifung werden verkürzt, die Granulation und die Zellneubildung beschleunigt
  • verdauungsfördernd:
    • lösen Krämpfe
    • regen die Galletätigkeit an
    • schützen den Magen, beugen Ulzera / einem Ulkus vor
  • immunstimulierend: aktivieren die Phagozytose
  • antitumorale Eigenschaften, die in Tiermodellen weiter erforscht werden
  • antimutagen

Anwendungsgebiete/Indikationen

Ringelblumen helfen bei folgenden Indikationen:

  • Wundheilung:
    • Wunden mit schlechter Heilungstendenz (z.B. Ulcus cruris, Dekubitus)
    • Wundheilung bei stark verschmutzten oder infizierten Wunden
    • vereiterte Geschwüre
    • Nagelbettentzündungen
  • Bindehautentzündungen
  • Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut (mit Tee gurgeln)
  • Verletzung:
    • Sportverletzungen, Quetschungen, Blutergüssen, Frostschäden
    • Verbrennungen
  • Krampfadern und Hämorrhoiden
  • Warzen
  • Strahlendermatitis (nach der Bestrahlung auftragen)

Fallbeispiel

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Frau P. reagierte auf Kratzwunden immer sehr empfindlich mit einer starken Rötung, Schwellung und Juckreiz, der unangenehm war und lange andauerte. Dabei war es kein Unterschied, ob ihre Katze sie gekratzt hatte oder ob sie sich kleine Schnittwunden bei der Gartenarbeit oder beim Rosenschneiden zugezogen hatte. Waschungen oder Umschläge mit verdünnter Ringelblumentinktur besserten diese Symptome sofort und ließen die Wunden schnell und komplikationslos abheilen.

Indikationen nach Monografien

Alle Gremien erwähnen lediglich die äußere Anwendung. Das HMPC hat Ringelblumenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Sie können äußerlich zur Heilung von leichten Entzündungen der Haut und bei kleinen Wunden sowie zur Behandlung von leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt werden. Ringelblumenöl (ein öliger Auszug aus Ringelblumenblüten) wird traditionell angewendet als mild wirkendes Arzneimittel zur Unterstützung der Hautfunktion. Nach ESCOP sind Ringelblumenblüten angezeigt zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen und unterstützend zur Heilung kleiner Wunden. Und die Kommission E empfiehlt sie bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut und bei Wunden mit schlechter Heilungstendenz.

Prävention

Ringelblumenöl oder -salben sind gut geeignet zur Pflege von trockener und rissiger Haut.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Erfahrungsheilkunde werden Ringelblumenblüten auch gerne innerlich angewendet bei folgenden Indikationen:

  • Verdauungstrakt:
    • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren
    • Galle- und Leberstörungen
  • Schwellungen und Entzündungen von Lymphbahnen, Lymphknoten (Mund- oder Ohrspeicheldrüse, Krampfadern)
  • Menstruationsbeschwerden: bei schmerzhafter Menstruation eine Woche vorher den Tee trinken
  • Stärkung des Immunsystems: bei geschwächten Abwehrkräften, häufigen viralen oder bakteriellen Infektionen (Anregung der Phagozytose)
  • Fastenkur: als Blutreinigungstee
  • Ekzeme und Akne
  • Candidabefall, auch vaginal (genauso wirksam wie Clotrimazol)
  • Nervosität
  • zur Nachkur von Krebsbehandlungen war sie in alten Zeiten sehr beliebt. In Laborversuchen wurde eine zytotoxische Wirkung nachgewiesen.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird Calendula als Mittel für die Haut bei allen Verletzungen (auch nach Operationen) oder Wundheilungsstörungen wie Ulcus cruris verwendet.

In der Spagyrik dient Calendula zur Behandlung von Wunden aller Art, vor allem dann, wenn die Heilungstendenz verzögert ist. Auch nach Verbrennungen oder Erfrierungen hat es sich bewährt. Eine weitere Indikation stellt die Parodontose dar.

Wirkung auf die Psyche

Die leuchtenden Blüten der Ringelblumen erfreuen das Gemüt. Sie verwandeln das Licht der Sonne in Lächeln, das tröstet und Angst und Sorgen dahin schmelzen lässt. Das stärkt das Herz und berührt die Seele, Ruhe und Sicherheit kehren wieder ein. Balsam legt sich auf alte emotionale Wunden und sie dürfen heilen. Das macht den Weg frei, sich zu öffnen und wieder auf die innere Stimme hören zu können. Vielleicht führt der Weg über das Horchen auf die Stimmen der Natur, das Lauschen und das Zuhören. Wahrscheinlich führt er zu einem intensiven Gefühl von Geborgenheit, voller Vertrauen in den Lauf des Lebens. Voller Vertrauen darauf, mit allem verbunden zu sein und voller Zuversicht, immer das Wesentliche, das Licht, die Sonne, das Schöne im Auge zu behalten.

Dosis/Dosierung

1–2 g Droge auf 150 ml Wasser. Keine Angaben über eine Obergrenze.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Ringelblumentee

1 TL mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen (zum Spülen, Gurgeln, für Umschläge).

Ringelblumentinktur

Ein Glas mit frischen Ringelblumenblütenblättern füllen, mit 40-prozentigem Alkohol übergießen. Gut verschlossen ca. 3–4 Wochen bei Zimmertemperatur stehen lassen, gelegentlich umschütteln. Abseihen und in dunkle Flaschen füllen. Die Tinktur eignet sich auch gut zur Behandlung offener Wunden, zu Zahnfleischspülungen, zu Verbänden (1:5 verdünnen).

Ringelblumen-Seifenbad bei Nagelbettentzündungen

1 EL Schmierseife in 250 ml warmem Wasser auflösen, 2 TL Ringelblumenblüten hinzugeben, vorsichtig aufkochen und 5 Min. ziehen lassen. Absieben, Finger oder Zehen etwa 10 Min. in dieser Abkochung baden.

 

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Calendumed N Salbe/Gel, Weleda Calendula Essenz, Calendula Urtinktur DHU und Ceres
  • Kombinationspräparate: Calendula 20% Echinacea 1% Lösung Weleda, Befelka Öl (+ Kamille, Stiefmütterchen, Johanniskraut), Calcea Wund- und Heilcreme Wala (+ Echinacea Urtinktur)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Selten Hautirritationen, Allergien möglich
  • Interaktionen, Kontraindikationen: Es sind keine bekannt.