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Pflanzenheilkunde

Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum)

Braunwurzgewächse

Großblütige Königskerze, Pflanzen mit Stängeln, Blüten und Blätter.
Großblütige Königskerze, Pflanzen mit Stängeln, Blüten und Blätter.

Geschichte

Den berühmten Ärzten der Antike war die Königskerze wohlbekannt. Hippokrates behandelte Wunden damit. Phlogmos, die Flamme gegen den Husten, nannte der griechische Arzt Dioscurides (1. Jh. n.Chr.) die Königskerze. Verbascum bedeutet bärtig, die Blätter sind mehr oder weniger zart behaart. Deswegen ist die Pflanze auch unter dem Namen Wollblume bekannt. Die Haare dienen der Anpassung an heiße und trockene Sommertage und sind gleichzeitig Schutz vor sengenden Sonnenstrahlen und vor zu starker Verdunstung. Das Wort densiflorus stammt aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus dens = dicht und florus = blütig und bezieht sich auf die dicht gedrängten Blüten.

Die überlieferten Sammelanleitungen für die Ernte der Königskerze sind sehr präzise: Gegen alle Katarrhe hilft sie dann, wenn sie am letzten Freitag im „Frauendreißiger“–dem früheren Haupterntezeitraum für Heilpflanzen zwischen dem 15. August und dem 8. September – bei abnehmenden Mond und vor Sonnenaufgang geerntet wird.

Botanischer Steckbrief

Die Königskerzen wachsen bevorzugt auf Brachflächen, an Wegrändern, auf steinigen oder sandigen und sonnigen Hügeln. Sie lieben aber auch nährstoffreiche, meist kalkhaltige Böden. Sie blühen erst in der Hitze der Sommersonne ab Juli bis in den Herbst hinein. Die zweijährigen Pflanzen bilden in ihrem ersten Lebensjahr eine kräftige, wunderschön ausgeprägte, grundständige Blattrosette, die wie ein Mandala aussieht. Daraus schießt im zweiten Jahr ein graufilziger Stängel mit sitzenden graufilzigen Blättern in die Höhe, der bis zu 2 Meter hoch werden kann und dann dem Namen der königlichen Kerze alle Ehre macht. Ihre Blätter werden nach oben zur Spitze hin harmonisch kleiner. Sie sitzen wechselständig am Stängel, die Ränder laufen bis zum nächsten unteren Blatt herab. Die Blätter sind so angeordnet, dass sie alles Wasser zur Wurzel leiten.

Abbildung 2. Großblütige Königskerze, Bodenrosette.
Abbildung 2. Großblütige Königskerze, Bodenrosette.

Der Blütenstand an der Spitze trägt die leuchtendgelben Blütenbüschel. Die gelbe Krone reflektiert in hohem Maße das UV-Licht. Die einzelne Blüte ist im Grunde verwachsen, in ihrer Mitte fünf auffällige Staubblätter. Drei von ihnen hüllen sich in einen gelben, rosa oder violetten königlichen Pelz aus kleinen Härchen, die anderen zwei wirken dagegen sehr nackt und kahl. Mit den 3 pelzigen Staubgefäßen locken sie die Bienen an, täuschen ein großes Angebot an Pollen vor, enthalten aber nur wenig Nahrung. Die 2 anderen kahlen Staubblätter bringen den befruchtungsfähigen Blütenstaub hervor. Genau diesen streifen sie am Fell der Bienen ab, solange die Bienen nach Futter zwischen den wolligen Härchen suchen. Botaniker nennen das eine „Pollentäuschblume“. Jeden Tag blühen neue Blütenlichter auf und schrauben sich spiralig der Sonne entgegen.

Pro Blüte entwickeln sich in Kapseln 300 klitzekleine braue Samen. Sie stecken voller Saponine und sind für Fische giftig. Bereits vor Jahrtausenden hat man sie in fischreiche Gewässer gestreut und konnte nach ein paar Stunden viele Fische mit Leichtigkeit fangen.

Signatur

Die wollige Behaarung zeigt sich bei vielen Hustenpflanzen und hat einen Bezug zum Flimmerepithel in der Lunge. Auch die ausgeprägten Blattnerven erinnern an die Lunge und lassen auf den Einfluss auf das Nervensystem schließen. Die gelbe Blüte bringt die Kraft der Sonne in den Menschen, heitert ihn auf und kann auch sein Herz stärken.

Abbildung 3.Blatt der Großblütigen Königskerze.
Abbildung 3.Blatt der Großblütigen Königskerze.

Verwendet werden die zur Blütenkrone verwachsenen, getrockneten Blütenblätter mit den daran anhaftenden 5 Staubblättern (Verbasci flos). Sie werden von Juli bis August geerntet. Wenn die getrockneten Blüten (durch falsche Lagerung) braun geworden sind, haben sich die Inhaltsstoffe zersetzt und sind nicht mehr zu verwenden.

Arzneilich genutzt werden die Blüten (Verbasci flos) aller drei Arten: von der Großblütigen Königskerze (V. densiflorum) der Filzigen Königskerze (V. phlomoides) und der Kleinblütigen Königskerze (V. thapsus).

Abbildung 4. Blüte der Großblütigen Königskerze.
Abbildung 4. Blüte der Großblütigen Königskerze.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Königskerzenblüten enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • ca. 3% Schleime: u.a. Galactose, Arabinose, Uronsäuren, die reizlindernd wirken
  • Triterpensaponine: darunter Verbascosaponin – sie wirken schleimlösend
  • Iridoide: u.a. Aucubin, Catalpol, Verbascosid, wirken ebenfalls reizlinderend und entzündungshemmend (v.a. Verbascosid und  Aucubin)
  • bis zu 4% Flavonoide, u.a. Rutin, Hesperidin
  • Phenolcarbonsäuren, z.B. Kaffeesäure, Ferulasäure
  • Verbascosid
  • Sterole (beta-Sterole, Stigmasterol)
  • ätherisches Öl

 Königskerzen schützen die Schleimhäute, lindern den Hustenreiz und verflüssigen den zähen Hustenschleim (Expektorans). Sie haben außerdem folgende Wirkungen:

  • antiviral, antibakteriell
  • blutdruckstabilisierend
  • stärken Leber und Milz
  • harmonisieren überschießende allergische Reaktionen

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen aus Königskerzenblüten kommen zur Anwendung bei folgenden Indikationen:

  • Atemwegsinfekte, grippale Infekte:
    • Infekte der oberen Luftwege, z.B. Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit, Bronchitis, Husten
    • Reizhusten
    • Erkältungen
    • Grippeerkrankungen, auch viral bedingte – die Königskerze treibt gleichzeitig den Schweiß aus den Poren und aktiviert den Lymphfluss
  • Ohren: Ohrenschmerzen, Tinnitus
  • Verdauungstrakt: Magenschleimhautentzündungen und Krämpfe
  • virale Infekte: Herpesinfektionen

Äußerlich angewendet hilft die Königskerze bei Verbrennungen, Juckreiz, entzündeten Insektenstichen, nässenden Ekzemen und Windeldermatitis.

Fallbeispiel

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Julius, 5 Jahre alt, litt immer wieder an Reizhusten, insbesondere, wenn es ihm im Kindergarten nicht gefallen hatte. Außerdem klagte er über Ohrenschmerzen. In meinem Garten blühten gerade die Königskerzen und ich zeigte ihm, wie er die Blüten sammeln und daraus einen Tee machen konnte. Er war ganz begeistert davon, denn gelb war seine Lieblingsfarbe. Er sammelte einen kleinen Vorrat an Blüten. Aus einer weiteren Handvoll Königskerzen-Blüten setzten wir ein „goldenes Öl“ an, das er mithilfe einer Pipette in sein Ohr tropfen konnte. Schon eine Woche später berichtete er stolz, dass ihm nichts mehr weh tat und er nicht mehr husten musste. Dennoch trank er gerne den Tee weiterhin und hütete seine Ohrentropfen wie ein Schatz.

Merke

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Die enthaltenen Schleimstoffe überziehen die Schleimhäute mit einer Schutzschicht bei

  • Reizhusten oder Heiserkeit
  • trockener oder staubiger Heizungsluft
  • Autoabgasen, Zigarettenrauch oder sommerlichem Ozonsmog

Die Königskerzenblüten haben weitere vielversprechende Wirkungen, die bislang nur in Laborversuchen bestätigt wurden. Insbesondere die wässrigen Extrakte aus der Pflanze zeigen antimikrobielle Reaktionen. Die Kleinblütige Königskerze (V. thapsus) hemmt erfolgreich den Lungenkeim Klebsiella pneumoniae, die Hautkeime Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis und den Darmkeim Escherichia coli.

Ebenso wirkt ein wässriger Extrakt der Blüten gegen verschiedene Viren. Gezeigt wurde das in Zellkulturen mit Grippeviren (Influenza A H7N7, H1N1 und Influenza B Viren). Es zeigte sich auch, dass der Königskerzenblütentee die Wirkung von Amantadin verstärkt (eines der wenigen verfügbaren Grippemittel). Auch für die Gruppe der Herpes simplex Viren (HSV I) liegen positive Daten vor.

Hinweis

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Antioxidative, antikarzinogene und weitere antimikrobielle Wirkungen der Königskerzenblüten sind Gegenstand der aktuellen Forschung.

Indikationen nach Monografien

Das HMPC hat Königskerzenblüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft und die Anwendung bei Halsschmerzen im Zusammenhang mit trockenem Husten und Erkältung zugelassen. Nach ESCOP sind Königskerzenblüten als leichtes Expektorans angezeigt zur Linderung der Symptome einer banalen Erkältung mit Husten oder Halsschmerzen. Die Kommission E empfiehlt es bei Katarrhen der Luftwege.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Ein Jahrhunderte altes überliefertes Hausrezept schlägt vor, bei Atemwegs- und Hauterkrankungen die Blüten in Sahne zu kochen und als Suppe zu essen. Wässrige oder alkoholische Extrakte wurden auch verwendet bei Entzündungen der Darmschleimhaut, Durchfall und Bauchkrämpfen, bei Blasen- und Nierenerkrankungen sowie bei rheumatischen Erkrankungen. Bei Bindehautentzündung beruhigt eine Kompresse mit Königskerzenblüten, die auf die geschlossenen Augen gelegt wird.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie werden die frischen, zur Blütezeit gesammelten, oberirdischen Pflanzenteile verarbeitet. Verbascum wird eingesetzt bei Erkrankungen der Atemwege, des peripheren Nervensystems (Ohrschmerzen, Trigeminusneuralgie) und auch der Harnwege und bei Rheuma.

Wirkung auf die Psyche

Die Blüten der Königskerze vertreiben Angst und Melancholie. Werden sie nachts unter das Kopfkissen gelegt, verscheuchen sie die schlechten Träume und lassen ruhiger schlafen. Die Königskerze hellt die Stimmung auf und bringt ihr Strahlen in Körper und Gemüt. Wenn Klarheit gebraucht wird, bringt sie neues Licht in die Ereignisse, verschafft den Überblick und verstärkt die Fähigkeit, sich selbst nichts mehr vorzumachen. Wenn diese innere Klarheit gefunden ist, unterstützt sie die Fähigkeit, die eigene Meinung in Worte zu fassen und auf die passende Art und Weise im richtigen Moment zu artikulieren. Dabei liefert sie Durchhaltevermögen und hilft, Projekte zu Ende zu bringen. Sie bringt eine klare innere Führung, stärkt das Vertrauen in die eigene Intuition und führt zur Aufrichtigkeit, als wenn sie sagen würde: „Jetzt aber mal ganz ehrlich…“.

Dosis/Dosierung

Die Tagesdosis für Erwachsene beträgt 4–6 g Droge. Für Kinder ist die Königskerze in geringerer Dosierung ein gutes und mildes Heilmittel. Auch in Kombination mit anderen Schleimdrogen (Eibischwurzel, Malvenblüten, Spitzwegerichblätter).

Darreichungsformen und Zubereitungen

Tee aus Königskerzenblüten sieht aus wie pures flüssiges Gold und hilft bei starker Verschleimung der Lungen, erleichtert das Abhusten.

Viele Anwendungen sind überliefert für das Königskerzenöl: Als Massageöl bei Nervenschmerzen, Gelenkschmerzen, Ekzemen oder zum Einträufeln ins Ohr bei Ohrenschmerzen und Tinnitus. Auch bei Hämorrhoiden und Frostbeulen. Bei Harnträufeln kann man täglich 15 Tr. einnehmen.

Behandlungsempfehlung

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Tee aus Königskerzenblüten

Tee aus Königskerzenblüten wird besser kalt angesetzt, um die Schleimstoffe nicht durch Kochen zu zerstören. 1–2 TL pro Tasse mit kaltem Wasser übergießen und mindestens 4 Stunden lassen. Bei Bedarf auf Trinktemperatur erhitzen, eventuell mit Honig süßen. Tee durch ein sehr feinmaschiges Tuch (oder auch Tee-Filter) geben, um die feinen Härchen der Blüten abzutrennen.

Königskerzenöl

Eine gute Hand voll Königskerzenblüten in ein helles Glas mit Schraubdeckel geben, mit 100 ml gutem Olivenöl übergießen und 4 Wochen hell und warm stehen lassen. Ab und zu vorsichtig umschütten. Abschließend die Blüten abfiltrieren und in dunklen Fläschchen aufbewahren.

Behandlungsempfehlung

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Fertigarzneimittel

Monopräparat: Verbascum Urtinktur DHU.                   

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

Es sind keine bekannt.