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Pflanzenheilkunde

Ginkgo biloba (Ginkgoopsida)

Ginkgogewächse

Abbildung 1 Ginkgoblatt
Abbildung 1 Ginkgoblatt

Geschichte

Der Ginkgobaum ist ein lebendes Fossil, sein Ursprung reicht 350 Millionen Jahre zurück, durch seine hohe Lebenskraft hat er bis heute überlebt. Ein Ginkgo kann weit über 1000 Jahre alt werden. Versteinerungen zeigen, dass vor rund 150 Millionen Jahren Ginkgo auch in Europa von Grönland bis Italien zu finden war. Die Eiszeit vertrieb ihn in den ostasiatischen Raum. In China, Japan und Korea wird er seit Menschengedenken als Tempelbaum gezüchtet. Ein holländischer Arzt brachte ihn im Jahre 1737 von einem Japanaufenthalt mit und pflanzte ihn in den Botanischen Garten von Utrecht. Von dort aus verbreitete sich der Ginkgobaum erneut über ganz Europa.

Erwähnt wurde der Ginkgo im China des 13. Jahrhunderts: Die Kinder sollten nicht so viele Nüsse essen, das frische Fruchtfleisch enthielte zu viele Reizstoffe. Gebrannte, geröstete oder gekochte Nüsse hingegen gelten als Delikatesse im ganzen Fernen Osten.

Chinesische Mönche kauten die Blätter um sich ihre geistige Beweglichkeit bis ins hohe Alter zu bewahren. Die Kerne waren ein unverzichtbarer Bestandteil in dem „Elixier für ein langes Leben“ der Taoisten. Aus dem Handbuch der Barfuß-Medizin stammt die Anwendung der Blätter als Wundpflaster oder als Heiltee bei Lungenkrankheiten. Und im China vor der Geburtenregelung war es noch allgemein bekannt, dass die Samen die Spermatogenese steigern. Die Kerne des Ginkgobaumes werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet um die Lungenenergie zu stärken und eingesetzt bei chronischem Husten und Asthma bronchiale.

Botanischer Steckbrief

Der Ginkgobaum steht in seiner Entwicklungsgeschichte den Nadelbäumen nahe – und ist doch ein Laubbaum mit sommergrünen Blättern. Die sind unverkennbar und einmalig, aufgefaltet wie ein kleiner tief eingeschnittener Fächer. Entenfuss ist ein anderer bildstarker Name aus dem alten China. Ginkgobäume sind zweihäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten wohnen auf verschiedenen Bäumen. Die weiblichen Blüten sind etwa 2,5 cm lang. Sie blühen ab Ende April. Die Pollen werden mit dem Wind übertragen. Die Form der Früchte erinnert an Mirabellen. Die reifen Samen sind gelb und von einer äußeren, fleischigen Samenschale umgeben, die Buttersäure enthält. Diese Buttersäure lässt vermodernde Samen unangenehm riechen. Deswegen werden bei der Anpflanzung in öffentlichen Anlagen meist männliche Exemplare bevorzugt.

Ginkgo gilt als besonders insektenbeständig und resistent – nicht nur altbekannten Schädlingen gegenüber, sondern auch den Schädlingen unserer Zeit wie Abgasen und Umweltverschmutzung. Es war ein Ginkgobaum, der als erster Baum nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima in dem verwüsteten und verbrannten Gelände aus einem verkohlten Stumpf wieder frisch austrieb und zu grünen anfing. Seitdem ist er auch ein Symbol der Hoffnung geworden.

Arzneilich angewendet werden die Ginkgoblätter (Ginkgo folium). Geerntet werden die noch grünen Blätter gegen Ende des Sommers.

Signatur

Der Name Ginkgo ist sowohl japanischer als auch chinesischer Herkunft: gin = Silber und kyo = Frucht. Biloba bedeutet zweilappig und bezieht sich auf die Form der Blätter. „Ginkgo = Baum mit silbernen Früchten und zweilappigen Blättern.“ Diese Blattform machte den Ginkgo auch zum Symbol des taoistischen Weltbildes von Yin und Yang. Er wurde auch Japanischer Tempelbaum oder Silberaprikose genannt.

Jedes Ginkgoblatt ist in seiner Mitte tief geteilt und faltet sich in zwei Hemisphären auf, sodass es an einen Frontalschnitt durch ein Gehirn erinnert. So ist es nicht verwunderlich, dass es solch eine gezielte Wirkung auf die Funktionsfähigkeit dieses Organs hat.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Ginkgoblätter haben folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • 0,5–1,8% Flavonglykoside, z.B. Quercetin, Kämpferol, Isorhamnetin
  • 0,03–2,5% Terpenlactone, z.B. Gingkolide, Bilobalid
  • 8–12% Proanthocyanidine
  • Sterole, kleine Mengen

 Ginkgoextrakte haben folgende Wirkungen:

  • Verbesserung der Mikrozirkulation:
    • fördern die zerebrale und periphere arterielle Durchblutung
    • erhöhen die Hypoxietoleranz v.a. des Hirngewebes
    • verbessern die Ausnutzung von ATP und Glucose als Energielieferanten im Gehirn
    • stabilisieren die Membran der Blutgefäße
    • senken die Viskosität und verbessern damit die Fließeigenschaften des Blutes
    • vermindern die Aggregation der Erythrozyten
    • verbessern die Mikrozirkulation auch in Händen und Füßen
  • wirken antiödematös im Gehirn
  • effektive Radikalfänger als Antioxidanzien
  • Besserung der kognitiven Fähigkeiten:
    • verbessern Vernetzung der Nervenzellen und Signalverarbeitung im Gehirn
    • steigern Gedächtnisleistung und Lernvermögen
  • antidepressiv und angstlösend

Anwendungsgebiete/Indikationen

  • neurodegenerative Erkrankungen: Hirnleistungsstörungen, Altersdemenz, M. Alzheimer
  • Gefäßerkrankungen:
    • arterielle und periphere Durchblutungsstörung infolge degenerativer Gefäßerkrankungen (diabetische und arteriosklerotische Mikroangiopathien)
    • periphere arterielle Verschlusskrankheiten (PAVK, Claudicatio intermittens)
    • zerebrovaskuläre Insuffizienz mit den Symptomen Ohrensausen, Schwindel, Kopfschmerz, Tinnitus, Hörsturz, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche und damit einhergehende depressive Verstimmungen
  • funktionelle Herzbeschwerden

Fallbeispiel

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Es betrübte Herrn L., der mit 75 Jahren gerne im Altersheim war, dass er sich beim Skatspielen nicht mehr so wie früher an die gespielten Stiche erinnern konnte. Auch die Sudokus, die er als sein tägliches Training bezeichnete, fielen ihm immer schwerer. Und die Namen seiner Mitbewohner waren viel zu oft aus dem Gedächtnis verschwunden. Mit Hilfe von Ginkgo besserte sich sein Erinnerungsvermögen wieder, er musste nicht mehr so lange überlegen und nahm wieder mit mehr Freude am sozialen Leben teil. Er lernte sogar das Ginkgo-Gedicht von Goethe auswendig.

Indikationen nach Monografien

Ginkgo erhielt von allen Gremien eine Positivmonografie. Das HMPC stuft ihn als „well established use“ (anerkannte medizinische Wirkung und akzeptierte Unbedenklichkeit) ein und empfiehlt die Anwendung bei unterschiedlichen Demenzformen, neurologischen Störungen wie Schwindel, Tinnitus sowie zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten. Außerdem zur Behandlung von peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (pAVK). Es erwähnt noch die Anwendung bei Kreislaufstörungen zur Erleichterung der Schwere der Beine und bei kalten Händen und Füßen, nachdem ernsthafte Störungen von einem Arzt ausgeschlossen wurden.

Die ESCOP und WHO beschreiben die Anwendungsgebiete fast gleichlautend. Die Kommission E nennt die symptomatische Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen und erwähnt die Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), Schwindel und Tinnitus.

Wirkung auf die Psyche

Der Anblick eines Ginkgobaumes und seiner Blätter war im alten China ein Sinnbild des langen Lebens und der Weisheit. Egal, was dem Baum geschieht, er ist von ungebrochener Vitalität. Seine enorme Widerstandskraft und sein Regenerationsvermögen rufen immer wieder Staunen und Bewunderung hervor. Seine Lebenskraft überträgt sich auf den Menschen, er bekommt mehr Energie, wird ausgeglichener, konzentrierter und belastbarer. Die Freude am Spielen, am Feiern und am Leben stellt sich ein. Der Ginkgobaum bringt die Fähigkeiten mit, die Polaritäten im Alltag in ein Gleichgewicht zu bringen, aus einem „entweder–oder“ wird ein „sowohl–als auch.“ Dabei weiß er um das Wesentliche der Ereignisse und lebt es. Er ist ein Symbol für Stärke und Hoffnung und damit die Pflanze des Neuen Jahrtausends.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

Bei Höhenkrankheit berichten Extrembergsteiger von guten Erfolgen. Und auch bei Dyslexie ist es einen Versuch wert. Positive Erfahrung gibt es mit Ginkgo-Präparaten bei Tinnitus (Dosis: mindestens 30 Tage 240 mg täglich).

Homöopathie: Ginkgo biloba als Homöopathisches Mittel wird eingesetzt bei Beschwerden des zentralen Nervensystems, bei linksseitigem, temporalem oder supraorbitalem Kopfschmerz, Gedächtnisschwäche, Tonsillitis, Schreibschwäche.

Spagyrik: Der spagyrisch aufgearbeitete Ginkgoextrakt bringt den Menschen in seiner Gesamtheit wieder ins Gleichgewicht mit sich selbst und seinem Potenzial. Er stellt die Verbindung her zur Quelle des Lebens und holt diese Kraft in die Gegenwart. Das Licht des Ursprungs bringt er in das Gehirn und reinigt von überflüssigen und blockierenden Glaubensmustern.

Dosierungsempfehlungen

Bei Behandlung des dementiellen Syndroms 120–240 mg Trockenextrakt

Darreichungsformen und Zubereitungen

Eine Anwendung ist nur in Form von Fertigpräparaten sinnvoll. Die Extrakte sollen mindestens 25% Ginkgo-Flavonoide und mindestens 6% Ginkolide enthalten.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Tebonin, Rökan, Kaveri, Gingium
  • Kombinationspräparate: Ginkgo-Dryopteris comp., Ceres (+ Wurmfarnkraut)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Selten treten leichte Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen auf.
  • Interaktionen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegenüber Ginkgo-Zubereitungen.