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Pflanzenheilkunde

Arnika (Arnica montana)

Korbblütler

Abbildung 1. Arnika (gesamte Pflanze)
Abbildung 1. Ganze Arnika-Pflanze mit Stängel, Blättern und Blüten.

Geschichte

Der Name Johannisblume stellt die Pflanze in einen Zusammenhang mit dem Brauchtum an den Johannis- bzw. Sonnwendtagen. Mit ihrer gelben Blüte war die Arnika ein kleines Abbild der Sonne. Legte man sie unter das Dach oder hängte sie in der Stube auf, dann sollte sie vor Blitzschlag schützen. In Tschechien gab es den Brauch, ein „Johannisbett" zu bereiten: Die Kinder machten ein „Bett" aus Arnika, Glockenblumen und Margeriten und legten ein Heiligenbild darauf. Am nächsten Morgen fand sich dann Geld unter dem Blumenkissen. Auch in Schlesien gehörte Arnika neben Schafgarbe, Kamille, Tausendgüldenkraut zu den heilkräftigen Johanniskräutern. Ein aus diesen Arzneidrogen um 11 Uhr angesetzter und um 12 Uhr getrunkener Tee galt als besonders gesund. Und in Oberfranken sowie in der Rhön wehrte man mit der am Johannisabend gepflückten Arnika in besonders erfolgreicher Weise böse Geister ab.

Als Donnerwurz spielte Arnika spielte eine Rolle beim Wetterzauber und wurde zum Räuchern bei Gewitter gebraucht.

Die Blätter der Arnika wurden für Schnupf- und Rauchtabak benutzt, worauf die Namen Tabaksblume, Tabacco de montana, Tabaque des vosges verweisen, denn die getrockneten Blätter reizten die Nasenschleimhäute. Gemeinsam mit Huflattich und Königskerzenblüten wurde Arnika auch als Kräutertabak geraucht.

Arnika trägt, wie der Name anzeigt, das wilde Wesen des Wolfes in sich und wird deswegen (besonders im niederdeutschen Raum) auch Wolferley, Wolffelei, Wolfsblume, Wolfsbann, Wolfsdistel genannt – irgendwann wurde daraus Bergwohlverleih. Aus den gelben Arnikablüten blitzen die gelben Augen des Wolfes hervor. Die Menschen glaubten, dass im Spätsommer, wenn das Getreide reifte, der Kornwolf durch die Felder streifte und mit seiner Energie für eine gute Ernte sorgte. Sollte der Kornwolf das Feld verlassen, würde das Korn verdorren. Nur die Arnika als Wolfspflanze konnte das verhindern, deshalb pflanzten die Bauern Arnika um die Felder herum. Erst, wenn das letzte Fleckchen Korn geschnitten war, entwischte der Kornwolf, indem er in die letzte gebundene Garbe schlüpfte. Diese wurde von den Bauern besonders geschmückt und unter großem Jubel ins Dorf getragen. Sie bedankten sich bei der Wolfsblume, die zu einer guten Ernte beigetragen hatte.

Die Anwendung von Arnika als Heilpflanze war bis zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet. Die erste verlässliche Erwähnung findet sich in dem New Kreüterbuch von Tabernaemontanus. Er berichtet 1588 davon, wie in Sachsen das gemeine Volk Arnika gebrauchte: „… denen so hoch hinunter gefallen oder so sich sonst etwa mit Arbeit verletzt haben: Nehmet ein Handvoll, sieden es in Bier, trinken des Morgens einen Trunk davon warm, decken sich zu und schwitzen.Wundkraut, Fallkraut, Kraftwurz oder Kraftrosen, Mutterkraut, Engelkraut – diese Bezeichnungen weisen auf die Verwendung als Heilkraut hin, etwa bei Stürzen (Fallen) und Prellungen, oder bei Menstruationsbeschwerden und als Abortivum.

Weitere Namen, welche die Anwendungen beschrieben, waren Bruchkraut – wenn man sich etwas gebrochen hatte, Blutblume – die „kräftig das geronnene Geblüte (Bluterguß)“ vertreibt, Stichkraut – gegen das Seitenstechen, Schreckkraut – zur Belebung nach plötzlichem Erschrecken, Verfangkraut – gegen das Verfangen (= Lahmgehen) und Ochsenblume als bewährte Vieharznei. Vor allem aber heißt Arnika Wundkraut – denn sie bewirkt bei schlecht heilenden Wunden einen guten Wundverschluss und beschleunigt die Heilung.

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Blüte der Arnika.
Abbildung 2. Blüte der Arnika.

 

Arnika bevorzugt saure und magere Wiesen, sie mag keinen Kalkboden und keinen Dünger. Sie wächst in den Tälern genauso gerne wie in Höhenlagen am liebsten in voller Sonne. Arnika ist mehrjährig und überdauert die strengen Bergwinter, indem sie ihre Kraft in einen kräftigen Wurzelstock zurückzieht.

Aus einer grundständigen Rosette mit 4–6 länglich eiförmigen, ganzrandigen und behaarten Blättern wächst im 2. Jahr ein bis zu 40 cm hoher unverzweigter, ebenfalls behaarter Stängel mit kleinen Drüsen. An seinem Ende leuchtet eine gelbe Blüte wie eine kleine Sonne, mit 4,5–6 cm Durchmesser. Sie hat dottergelbe Röhrenblüten und lange Zungenblüten mit drei Strahlen – dies ist charakteristisch für die Arnikablüte. Am Stängel entspringen noch zwei gegenständige sitzende, kleine, längsnervige Blätter, aus deren Achseln sich zwei weitere Blütenknospen entwickeln können. 

Wildsammlungen dieser sehr geschätzten Arzneipflanze haben die Bestände reduziert, deshalb wurde sie unter Naturschutz gestellt. Da sie sich nicht in Feldern züchten lies, wurde eine nordamerikanische Art, Arnica chamissonis ssp. foliosa, die Wiesen-Arnika auch zur Verwendung zugelassen. Sie lässt sich leicht kultivieren und zumindest die Unterart foliosa ähnelt in der Zusammensetzung der Sesquiterpene der Arnica montana. Arnica chamissonis wird meistens in der Kosmetik zur Herstellung von Feuchtigkeits- und Anti-Aging-Cremes eingesetzt.

Arzneilich verwendet werden die von Mai bis August blühenden Arnika-Blüten (Arnicae flos). 

Signatur

Arnika ist mit ihrer gelben Blüte eine Pflanze der Sonne. Das Sonnenorgan im menschlichen Körper ist das Herz. Also liegt der Schluss nahe, dass Arnika das Herz stärken kann. Die Blüte wirkt allerdings immer etwas zerzaust, wie vom Wind durchweht. Das weist daraufhin, dass sie mit plötzlichen (windigen) Veränderungen umgehen kann – es ist eine Blüte für alle Fälle, Unfälle, Zufälle, Umfälle, Einfälle. Die zwei Nebenblüten erinnern an zwei erhobene Arme, die sich hilfesuchend in den Himmel strecken. Diese Gestaltung galt in der Signaturenlehre immer als ein Zeichen für eine Arznei, die dem ganzen Menschen hilft und ein Vielheiler ist.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Mehr als 200 Inhaltsstoffe wurden bereits in den Blüten der Arnika identifiziert. Sie enthält als

  • 0,3–1% Bitterstoffe, hauptsächlich das Sesquiterpenlacton Helenalin
  • Flavonoide
  • 0,4% ätherische Öle mit Thymol
  • Phenolcarbonsäuren (Chlorogensäure, Kaffeesäure)
  • Cumarine (verdünnen das Blut)
  • Carotinoide, Xanthophylle

Merke

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  • Arnika gehört in jede Hausapotheke. Sie wirkt vor allem äußerlich angewendet.
  • Die innere Anwendung gilt heute als obsolet, da die Sesquiterpenlactone in höherer Dosierung toxische Effekte haben können und Schweißausbrüche, Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Herzrhythmusstörungen, Muskelzittern hervorrufen können. Arnika wird innerlich nur noch homöopathisch ab der Potenz D4 eingesetzt.

Arnikablüten haben folgende Wirkungen:

  • schmerzlindernd
  • entzündungshemmend: hemmt die Freisetzung von Entzündungsmediatoren
  • ödemhemmend, abschwellend: Die abschwellende Eigenschaft ist auf den Bitterstoff Helenalin zurückzuführen. Helenalin greift hemmend in den Entzündungsvorgang ein, verhindert eine Wundinfektion und beschleunigt die Heilung. Die Substanz dringt auch in tiefere Gewebeschichten ein.
  • haut- und schleimhautreizend
  • wundheilend
  • antimikrobiell (v.a. gegen grampositive Bakterien und Pilze)
  • durchblutungsfördernd
  • regt Herz und Kreislauf an, steigert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, hemmt die Aggregation der Thrombozyten

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen aus frischen Arnikablüten werden äußerlich angewendet bei folgenden Indikationen:

  • Verletzungen und Unfallschäden jeder Genese – auch wenn sie länger zurückliegen, z.B. Hämatome, Distorsionen, Prellungen, Quetschungen, Verstauchungen, Faserrisse
  • Gewebsschwellungen nach Knochenbrüchen
  • schlecht heilende Wunden, Unterschenkelgeschwüre (Ulcus cruris)
  • rheumatische Muskel- und Gelenkbeschwerden, Weichteilrheumatismus, Muskelkater
  • Entzündungen im Mund- und Rachenbereich, Gingivitis, Aphthen
  • Entzündungen wie Furunkel oder als Folge von Insektenstichen
  • oberflächliche Venenentzündungen

Merke

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Arnika Gel wirkt genauso gut wie Ibuprofen-Gel bei Arthrosen im Bereich der Hand. (Ztschr.Phytoth.2008). Bei akuten und chronischen Venenbeschwerden ist es das Mittel der Wahl.

Indikationen nach Monografien

Arnika erhielt eine Positivmonografie von der HMPC, ESCOP, WHO und der Kommission E. Das HMPC hat Arnikablüten als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Die Blüten können äußerlich bei Blutergüssen, Verstauchungen und lokalen Muskelschmerzen („Muskelkater”) eingesetzt werden.

Nach der ESCOP-Monografie sind die Blüten außerdem äußerlich angezeigt bei Entzündungen infolge von Insektenstichen, bei Zahnfleischentzündungen und Aphten und zur symptomatischen Behandlung von rheumatischen Beschwerden.

Die Kommission E nennt als Indikationen zur äußerlichen Anwendung Verletzungs- und Unfallfolgen, z.B. Hämatome, Distorsionen, Prellungen, Quetschungen, Frakturödeme, außerdem rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden. Zudem sind aufgeführt Entzündungen der Schleimhäute von Mund- und Rachenraum, Furunkulose und Entzündungen als Folge von Insektenstichen und oberflächliche Venenentzündung.

Die WHO erwähnt noch einen antitumoralen Effekt von Helenalin in Tierversuchen.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Erfahrungsheilkundliche Anwendungsgebiete sind Fieber, Herzklopfen und Schwindel, Schwäche, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Muskelschmerzen und Knochenbrüche. Kompressen und Gele werden auch bei Hämorrhoiden eingesetzt.

Behandlungsempfehlung

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  • Heiße Arnika-Auflagen bringen Erleichterung bei Gelenkschmerzen und chronischer Arthritis.
  • Kühle Auflagen helfen bei Zerrungen, Hämatomen, Entzündungen. Bei pektanginösen Beschwerden bringt eine feuchte Arnika-Kompresse auf der Herzgegend Erleichterung.
  • Arnika-Tinktur zeigt (in der Verdünnung 1:4) eine antiallergische Wirkung.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Spagyrik ist Arnica eines der am häufigsten gebräuchlichen Mittel. Es wird ähnlich angewendet wie in der Phytotherapie und verfügt über 30 Indikationen. Sehr gute Erfahrungen gibt es bei Verletzungen, Heiserkeit, Durchblutungsstörungen.

Die Homöopathie kommt Arnica montana bei Erkrankungen des arteriellen und venösen Systems zur Anwendung. Ferner bei Myalgien nach Überlastung und Blutungen aller Art. Die Wirkungsbereiche von Arnica in der Homöopathie sind unendlich groß und ein eigenes Studium wert. Homöopathische Produkte für den inneren Gebrauch werden aus der getrockneten und pulverisierten Wurzel hergestellt.

Fallbeispiel

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Zu meiner Wanderausrüstung gehört immer auch ein Fläschchen mit homöopathischen Arnika-Globuli. Mehrere Tage waren wir in den Dolomiten unterwegs, als sich bei einigen die ersten Wehwehchen zeigten. Dem einen schmerzte das Knie, der anderen der Rücken, dem nächsten ein eingewachsener Zehennagel und ich hatte Muskelkater. Wir alle nahmen morgens 3–5 Arnikaglobuli und all diese unterschiedlichen Beschwerden waren sehr schnell oder nach wenigen Tagen verschwunden.

Wirkung auf die Psyche

Arnika heilt nicht nur auf der körperlichen Ebene Traumen und Verletzungen, sie nimmt auch die Erschütterungen, den Schreck oder den Schock von der seelischen Ebene. Sie stellt den Energiefluss zwischen Körper und Seele wieder her und belebt so die Lebenskräfte. Auch im Körper schafft sie Verbindungen zwischen allen Teilen und hilft, sich wieder ganz zu fühlen und das innere Gleichgewicht wieder zu finden. Wie eine Notfallblütenessenz führt sie sanft zurück in den Fluss des Lebens und aktiviert damit die Selbstheilungskräfte. Alle Erfahrungen verknüpft sie mit der liebenden Energie des Herzens. Überraschend ist dabei vielleicht, dass Arnika auch über die Fähigkeiten verfügt, solchen unerwarteten Erfahrungen mit Humor zu begegnen und über das Geschehene zu lachen. Darin zeigt sich die herzstärkende Kraft der Sonne.      

Dosis/Dosierung

Für einen Aufguss: 2 g Droge auf 100 ml Wasser. Besser als ein wässriger Aufguss ist dafür die Arnikatinktur geeignet. Für einen kühlenden Umschlag wird Arnikatinktur 3-fach mit Wasser verdünnt, für Mundspülungen 10-fach.

Merke

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Arnikablüten dürfen nur in Form von Umschlägen äußerlich angewendet werden.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Umschläge und Kompressen

1–2 TL pro Tasse als Aufguss zubereiten, 10 Min. ziehen lassen, damit Leinen (oder eine Mullkompresse) tränken und auf die entsprechenden Körperstellen auflegen. Einfacher ist es, sich Arnikatinktur aus der Apotheke zu besorgen, sie im Verhältnis 1:5 zu verdünnen und damit Umschläge zu machen. Mehrmals täglich wechseln.

Anwendungen der Arnikatinktur

Zum Gurgeln wird die Tinktur im Verhältnis 1:10 verdünnt. Gurgeln beseitigt beginnende Halsinfekte oder auch Heiserkeit schlagartig.

Bäder oder auch Umschläge bewahren einen misshandelten Fingernagel davor, sich abzulösen.

Arnikamütze bei Kopfprellungen, Gehirnerschütterung, -schlag

Arnikatinktur 2- bis 3-fach verdünnen, eine Windel hineintauchen, ausdrücken und so um den Kopf legen, dass Stirn, Schläfen und Nacken gut befeuchtet sind.

Quetschungen und Blutaustritte

1 EL Arnikatinktur in 500 ml Wein- oder Apfelessig erhitzen und damit warme bis heiße Umschläge machen.

Knochenbrüche

Arnikawurzel und Beinwellwurzel zu gleichen Teilen mischen. 1 TL davon mit ¼ l Wasser als Aufguss zubereiten, Umschläge damit machen.

Arnika-Bad

Für ein Vollbad 4 EL Arnikatinktur ins Wasser geben: Das fördert die Durchblutung der Haut und belebt den Hautstoffwechsel, erwärmt und lockert die Muskeln, lindert Gliederschmerzen und hilft bei Verletzungen mit Blutergüssen und nach Überanstrengung.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

Monopräparate: Arnika-Tinktur Hetterich, Arnika-Gel/Salbe/Essenz/Öl Weleda, Doc Arnika Salbe, Arnika Kühl-& Schmerzgel Kneipp
Kombinationspräparate: Retterspitz äußerlich (+ Rosmarin, Thymol, u.v.a.m.), Rephastasan Creme (+ Rosskastanie, Beinwell, Hamamelis), Arnika Ölbad Spitzner

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Bei längerer Anwendung oder geschädigter Haut können Zubereitungen mit Arnikablüten eine ödematöse Dermatitis mit Bläschenbildung hervorrufen. Deshalb darf Arnika nur auf die unverletzte Haut aufgetragen werden. Bei längerer Anwendung können auch bei unverletzter Haut Ekzeme auftreten.
  • Interaktionen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen:
    • Bei Allergien gegen Korbblütler müssen Zubereitungen aus Arnikablüten gemieden werden (Kreuzallergie). Zubereitungen dürfen nur auf unverletzte Haut aufgetragen werden.
    • Nicht in der Schwangerschaft anwenden.