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Homöopathie

Nitricum acidum (Nit-ac.)

Synonym: Salpetersäure

Das Arzneimittel wird aus Salpetersäure hergestellt.

Nitricum acidum ist eine der stärksten Säuren und ein starkes Oxidationsmittel. Es wird hauptsächlich zur Düngemittelherstellung verwendet; zum geringeren Teil auch für Sprengstoffe. Die Säure ist extrem ätzend und verursacht bei Vergiftungen starke Verätzungen äußerlich wie innerlich mit Blutungen, Perforationen und Leberschädigung. 

Nitricum acidum hat eine ausgeprägte Wirkung auf die Haut und Schleimhaut, speziell auf die Übergänge von Haut zu Schleimhaut, wie etwa Mund, Harnröhre und Anus.

Bei welchen Indikationen hat sich Nitricum acidum bewährt?

  • Schwäche und Erschöpfung, besonders nervliche Schwäche
  • Depressionen, Gereiztheit und Wutausbrüche
  • Rhagaden, Rissen, Ulzera, Furunkel und anderen Entzündungen der Haut und Schleimhäute mit übelriechenden Absonderungen (Stomatitis, Magenulzera, Analfissuren)
  • chronische Nierenentzündungen

Welches sind die Leitsymptome?

Aus homöopathischer Sicht können bei allen Säuren gemeinsame Themen beobachtet werden: Säuren sind ätzend und meist hoch giftig, daher verwundert es nicht, dass ihre Leitthemen Schwäche, Erschöpfung, aber auch Aktivität, Hast, Eile bis hin zur Erschöpfung und möglicherweise bis zum Zusammenbruch sind.

Nitricum acidum zeigt eine extreme Schwäche auf allen Ebenen – körperlich, geistig und emotional. Es besteht eine große Unzufriedenheit und Reizbarkeit. Bei Acidum-nitricum-Patienten lassen sich Ulcera und Fissuren an Augen, Mund, After, Vulva beobachten. Oft werden die Beschwerden als splitterartig beschrieben. Typisch für Nitricum acidum sind außerdem ätzende und ekelhaft riechende Schweiße und Absonderungen.

Folgen von

  • Ärger bei den geringsten Anlässen
  • Nässe, Kälte und jeglichem Wetterwechsel
  • Verstopfung
  • Frieren, auch im warmen Raum oder Bett

Welche körperlichen Symptome weisen auf das Mittel hin

  • Kopfschmerzen, wie ein zu festes Band um den Kopf gebunden
  • Blutungen, Entzündungen der Mundschleimhaut mit stechenden Schmerzen und faulem Mundgeruch
  • Halsschmerzen, splitterartig, auch splitterartige Drüsenschmerzen (z.B. Tonsillitis, Prostatitis)
  • Bauchschmerzen, stechend, schneidend mit Blähungen
  • Verstopfung, als ob der After auseinanderreißt, noch lange nach dem Stuhlgang
  • heftige Schmerzen am Anus auch nach weichem Stuhl
  • Entzündung der Nieren oder Blase mit stark riechendem Urin – in den homöopathischen Arzneimittellehren wird der Urin als „Pferdeurin“ bezeichnet; Urin fühlt sich kalt an
  • Hautausschläge, Einrisse, Geschwüre, Gefühl wie rohes Fleisch, splitterartig und schnell blutend
  • Frieren, auch im warmen Raum oder Bett
  • stark reichende Schweiße, auch diese riechen, in der Terminologie der Arzneimittellehren nach Pferdeurin
  • Verlangen nach Hering, nach fetten Speisen, nach Erde und Kohle
  • Abneigung gegen Milch, Fleisch und Süßigkeiten

Besserung/Verschlechterung

  • Die Symptome bessern sich durch Reiten, Autofahren.
  • Die Symptome verschlechtern sich durch Wetterwechsel, Kälte, Nässe, Milch.

Welches sind die Geist- und Gemütssymptome?

Das Grundgefühl der Patienten, die Nitricum acidum benötigen, ist eine immerwährende innere Unzufriedenheit. Sie haben das Gefühl, dass das Leben ihnen gegenüber ungerecht ist und sie die Verlierer sind. Das verbittert sie und macht sie sehr misstrauisch. Möglicherweise ziehen sie sich zurück und verschließen sich, so dass man die Verbitterung, die Ängste, die Wut erfragen muss. Je weiter die Pathologie fortgeschritten ist, werden Ängste, Hass, Bösartigkeit deutlich.

Andererseits sind sie bedürftig und mitfühlend, doch ihre Verbitterung verhindert eine nahe Beziehung zu anderen. Sie haben v.a. Angst vor Krankheit und Tod, sie können enge Räume nicht ertragen und es ist ihnen nicht möglich, sich in Menschenmengen, Flugzeugen, Aufzügen aufzuhalten. Sie brauchen Platz und müssen schnell weggehen können.

Welche Mittel sind zu differenzieren?

  • aggressives Verhalten: Hepar sulfuris, Lycopodium clavatum, Nux vomica, Staphisagria
  • Splitterschmerz: Argentum nitricum, Hepar sulfuris
  • Stomatitis: Lachesis muta, Mercurius solubilis
  • Harngeruch: Lycopodium clavatum, Sepia officinalis
  • Milchunverträglichkeit: Aethusa cynapium, Antimonium tartaricum, Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum, China officinalis, Conium maculatum, Kalium carbonicum, Magnesium carbonicum, Natrium carbonicum, Nux vomica, Sepia officinalis, Silicea terra, Thuja occidentalis

Fallbeispiel

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Eine 55-jährige Fleischverkäuferin litt an einer massiven Hyperkeratose der Handinnenflächen. Die Hände waren rau und rissig, insbesondere in den Hautfalten. Die Risse waren tief, wie mit einem Messer eingeschnitten und blutig. Sobald die Hände feucht wurden, traten starke Schmerzen auf. Mit Handschuhen kann die Patientin aber nicht arbeiten. Die Hyperkeratose werde laut der Patientin durch die Berührung mit Fleisch hervorgerufen, da die Hände im Urlaub deutlich besser würden, die Risse zuheilten und die Hände glatter seien. Die Patientin arbeitet schon lange in dem Betrieb. Bisher waren nie solche Beschwerden aufgetreten, aber seit ungefähr ¼ Jahr reagierten ihre Hände so. Die Patientin war sehr aufgebracht, schimpfte unverhältnismäßig heftig über den Zustand, dass sie solch eine Arbeit verrichten muss und es sich nicht leisten kann, die Stelle zu kündigen. Sie ist davon überzeugt, dass sie keine andere Stelle bekommen würde.

Arzneimittelwahl: Sowohl die Hautsymptomatik (raue Haut mit tiefen Rissen, blutig, heftig schmerzend) als auch die psychischen Merkmale der Frau (schimpfen, sich ungerecht behandelt fühlen) lassen an Nitricum acidum denken.

Verordnung: Nitiricum acidum Q6, 1-mal täglich schluckweise aus zubereiteter Lösung (verdünnte Einnahme). Die Q6-Potenz wird gerne eingesetzt, wenn das Arzneimittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden muss.

Verlauf: Nach ca. 3 Wochen heilten die Risse in der Haut ab. Langsam besserte sich die Hyperkeratose. Nach ¼ Jahr war die Haut der Hände glatt. Die Patientin benutzte zusätzlich eine Handcreme mit Urea.