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Synonyma: Daphne mezereum, Seidelbast
Das Arzneimittel wird hergestellt aus der frischen, vor der Blütezeit gesammelten Zweigrinde.
Mezereum ist ein in Europa und Westasien vorkommender bis zu 2,50 m hoher Strauch mit roten, in Büscheln sitzenden Blüten. Mezereum wurde in der Volksmedizin wegen seiner hautreizenden Wirkung als Ausleitungsmittel benutzt und um Entzündungen zu behandeln.
Bei welchen Indikationen hat sich Mezereum bewährt?
- Hautausschläge
- Hautausschläge nach Impfungen
- Knochenschmerzen
- Herpes-zoster-Schmerzen
- Kopf- und Gesichtsschmerzen
Welches sind die Leitsymptome von Mezereum?
Charakteristisch für Mezereum sind heftig juckende Hautausschläge. Ebenso heftig sind die scharfen, schießenden Nervenschmerzen mit Taubheitsgefühl.
Folgen von
- Unterdrückung von Hautausschlägen
- Impfungen
- kalter Luft
- Quecksilbervergiftungen
Welche körperlichen Symptome weisen auf das Mittel hin?
- ausgeprägtes Frieren, dennoch sind Hautausschläge und Kopfschmerzen in der Wärme schlechter
- Kopfschmerzen bei der geringsten Berührung
- Hautbeschwerden:
- Hautausschlägen an Augenlidern, Haaransatz, Armen und Beinen mit brennendem Jucken und Kältegefühl
- Hautausschläge mit dicken Krusten
- rissig und eitrige Hautausschläge
- Knochenschmerzen, besonders in der Nacht
- Gesichtsschmerzen, die zu den Augen, Zähnen, den Ohren und Nacken ziehen, sie schießen ein; es entwickelt sich viel Speichelfluss; die Patienten können nicht mehr kauen
- Gefühle, insbesondere Angst, werden im Magen gespürt
- Verlangen nach Fett (Schinkenspeck)
Besserung/Verschlechterung
- Die Symptome bessern sich bei Magenschmerzen durch Milch, sonst im Freien; durch Ofenhitze.
- Die Symptome verschlechtern sich durch Wärme, Bettwärme, nachts, durch Berührung, Unterdrückung von Krankheiten. Gesichtsschmerzen verschlechtern sich durch Sprechen, Kauen, warmes Essen und warmes Zimmer.
Welches sind die Geist- und Gemütssymptome?
Bei Mezereum handelt es sich bevorzugt um unentschlossene, phlegmatische Menschen. Sie sind traurig, gleichgültig; nichts macht mehr Freude, alles fühlt sich leer und tot an. Verzagt. Sie spüren Schwäche, Hinfälligkeit, Leere im Magen. Trotzdem können sie über Nichtigkeiten wütend werden, was ihnen aber hinterher im wahrsten Sinne des Wortes "leid" tut. Sie leiden z.B. nach geringem Ärger an heftigem Kopfschmerz. So wie überhaupt vieles von Heftigkeit gekennzeichnet ist
Welche Mittel sind zu differenzieren?
- für alle Beschwerden: Mercurius solubilis
- Knochenschmerzen: Calcium phosphoricum, Phytolacca decandra, Silicea terra, Symphytum officinale
- eiternde Ekzeme: Graphites naturalis, Hepar sulfuris, Ranunculus bulbosus, Rhus toxicodendron, Silicea terra
- Gesichtsschmerzen, Neuralgien: Hypericum perforatum
- Herpes zoster: Cantharis vesicatoria, Hypericum perforatum, Rhus toxicodendron
- Angst, Bangigkeit wird im Magen gespürt: Argentum nitricum, Arsenicum album, Calcium carbonicum, Causticum, Kalium carbonicum, Lycopodium clavatum, Mezerum, Nux vomica, Phosphorus, Pulsatilla pratensis, Silicea terra, Stramonium, Veratrum album
- Magenschmerzen besser durch Milch: Arsenicum album, Chelidonium majus, Graphites
Fallbeispiel
Ein Patient, 55 Jahre alt, leidet an Magenschmerzen und berichtet, dass er seit seiner letzten Auseinandersetzung mit seiner Frau heftige Magenschmerzen habe. Das sei immer so, alles fühle er im Magen, insbesondere, wenn er Angst habe. Und er habe schreckliche Angst, dass seine Frau ihn verlasse. Er bringe nichts mehr zustande, alles sei ihm egal. Dabei müsste er sich nun doch besonders um seine Frau kümmern. Das gehe aber nicht, dass einzige, was ihm helfe, sei Milch, diese beruhige den Magen.
Arzneimittelwahl: Die Schwäche und Hinfälligkeit – er bringt nichts mehr zustande – und die Angst im Magen zusätzlich zur Besserung der Beschwerden durch Milch deuten auf Mezereum hin.
Verordnung: Mezereum C30, 3-mal täglich aus zubereiteter Lösung (verdünnte Einnahme) schluckweise, nach erster Besserung der Beschwerden, 1-mal täglich schluckweise.
Verlauf: Die akuten Magenschmerzen waren nach 1 Tag besser, dann nahm die Angst ab und dem Patienten fiel auf, dass er nicht mehr so gleichgültig war. Nach ca. 4 Wochen ging es ihm wieder richtig gut.