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Homöopathie - Grundlagenforschung zur Homöopathie

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Homöopathie

Grundlagenforschung zur Homöopathie

Eine spezifische Wirkung potenzierter Arzneimittel bei Verdünnungsverhältnissen jenseits der Avogadrokonstante lässt sich nicht ohne Weiteres unter Rückgriff auf das klassische Pharmakonmodell „Molekül wirkt an Zellrezeptor“ erklären. Die experimentelle Laborforschung zur Homöopathie prüft daher einerseits, ob eine empirische Evidenz für einen Unterschied zwischen Homöopathika und Lösungsmittel vorliegt. Hierbei kommen physiko-chemische Testverfahren [1], wie Kernspinresonanzmessungen [2], pflanzliche Bioassays oder auch Tiermodelle zum Einsatz. Andererseits versuchen homöopathische Grundlagenforscher das Wirkprinzip von Hochpotenzen durch entsprechende Theoriebildung in naturwissenschaftlichen Kategorien verstehbar zu machen. Hierfür gibt es verschiedene Ansätze.

Nanopartikel

Indische Forscher wollen 2010 in hochpotenzierten Arzneimitteln Restmoleküle der Ausgangssubstanz mittels Elektronentransmissionsmikroskopie nachgewiesen haben [3]. Wiederholungen dieser Experimente in Europa erbrachten 2018 widersprüchliche Resultate [4]. Es stünden also zunächst zuverlässige unabhängige Replikationen der behaupteten Beobachtungen an [5]. Selbst wenn die Nanohypothese richtig wäre, bliebe zu klären, welche Rezeptoren im Organismus auf einige wenige Partikel reagieren sollen, die also auch definitiv nicht in der Lage sein können, pharmakologische Effekte im klassischen Sinne auszulösen.

Quanteneffekte

Eine gänzlich andere Theorie geht davon aus, dass homöopathische Arzneimittel kein chemisches oder physikalisches Signal im klassischen Sinne „enthalten“. Vielmehr sollen sie Medium von nicht-lokalen Quantenwirkungen sein [6]. Diese erzeugen demnach eine „Verschränkung“ zwischen der Ausgangssubstanz des Arzneimittels und dem Patienten, die wahlweise auch noch den Therapeuten einschließt [7]. Verschränkungsphänomene sind zwar mittlerweile nicht nur für subatomare Partikel, sondern auch für große Atomverbände experimentell nachgewiesen worden [8]. Was jedoch die Erklärung von Effekten homöopathischer Hochpotenzen angeht, ist die Verschränkungsthese bislang rein spekulativ [9].

Feldwirkungen

Die dritte und letzte Gruppe von Modellen geht davon aus, dass homöopathische Arzneimittel zwar lokale Signale im klassisch physikalischen Sinne übertragen. Jedoch soll die Information nicht direkt an Restpartikel des Ausgangsstoffs gebunden sein, sondern durch ein andersartig „gespeichertes“ elektromagnetisches Feld vermittelt werden. Eine Gruppe dieser Feldhypothesen wurde unter dem Stichwort „Gedächtnis des Wassers“ verhandelt [10]. Die Idee hierbei ist, dass Wasser substanzspezifische flüssigkristalline Strukturen (Cluster) bildet, die auch dann bestehen, wenn durch die serielle Verdünnung kein Atom der Ursubstanz mehr vorhanden ist. Tatsächlich gibt es derartige Cluster, sie sind aber nur im Bereich von Pikosekunden stabil und somit nicht in der Lage, Informationsträger zu sein [11]. Dennoch liegen Hinweise vor auf eine Feldwirkung homöopathischer Hochpotenzen [12]. Kernspinresonanzmessungen verweisen zudem angeblich auf eine Veränderung der Wassermoleküldynamik in diesen Substanzen [13].

Fazit

In den mehr als 1.000 fachwissenschaftlichen Publikationen zur homöopathischen Grundlagenforschung gibt es eine beträchtliche Anzahl von qualitativ hochwertigen Studien, welche spezifische Wirkungen hochpotenzierter Arzneien beobachteten [14]. Ebenso liegen mehrere erfolgreich unabhängig replizierte experimentelle Modelle vor [15]. Keines davon konnte aber in allen Wiederholungsversuchen dieselben Resultate hervorbringen. Zudem sind die gemessenen Effekte nicht selten so klein oder streuen derart stark, dass sie hart an der „Rauschgrenze“ der verwendeten Testsysteme liegen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es auch in der präklinischen Forschung zur Homöopathie zu viele „positive“ Befunde gibt, um sie ohne Weiteres durch die Placebohypothese zu erklären. Ein harter naturwissenschaftlicher Nachweis steht aber bislang aus. Die Homöopathie ist somit als Anomalie einzuordnen, also als Phänomen, das nur unzureichend unter Rückgriff auf gängige Theorien erklärbar ist und besser erforscht werden muss.

Literatur

[1]        Klein SD, Würtenberger S, Wolf U et al. Physicochemical Investigations of Homeopathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis – Part 1. J Altern Complement Med. 2018; 24 (5): 409–421. Im Internet: www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5961874

[2]        Demangeat JL. Nanosized solvent superstructures in ultramolecular aqueous dilutions: twenty years' research using water proton NMR relaxation. Homeopathy 2013; 102 (2): 87–105. Im Internet: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23622259

[3]        Chikramane PS, Suresh AK, Bellare JR. Extreme homeopathic dilutions retain starting materials: A nanoparticulate perspective. Homeopathy 2010; 99 (4): 231–242. Im Internet: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20970092

[4]        Van Wassenhoven M, Goossens M, Anelli M et al. Pediatric homeopathy: a prospective observational survey based on parent proxy-reports of their children's health-related Quality of Life in six European countries and Brazil. Homeopathy 2014; 103 (4): 257–263. Im Internet: www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0038-1666864.pdf

[5]        Upadhyay RP, Nayak C. Homeopathy emerging as nanomedicine. Int J High Dilution Res 2011; 10 (37): 299–310. Im Internet: www.researchgate.net/publication/267767309_Homeopathy_emerging_as_nanomedicine

[6]        Walach H. Entanglement Model of Homeopathy as an Example of Generalized Entanglement Predicted by Weak Quantum Theory. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2003; 10: 192–200. Im Internet: www.karger.com/Article/PDF/73475

[7]        Milgrom LR. Is homeopathy possible? JRSH 2006; 126 (5): 211–218. Im Internet: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1466424006068237

[8]        Zarkeshian P, Deshmukh C, Sinclair N et al. Entanglement between more than two hundred macroscopic atomic ensembles in a solid. Nat Commun. 2017; Oct 13; 8 (1): 906. Im Internet: www.nature.com/articles/s41467-017-00897-7. Oder www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29030556

[9]        Fishe P. Is quantum entanglement in homeopathy a reality? Homeopathy 2016; 105 (03): 209-210. Im Internet: www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1016/j.homp.2016.06.001

[10]      Chaplin MF. The Memory of Water: an overview. Homeopathy; 2007; 96 (3): 143–150. Im Internet: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17678809

[11]      Teixeira J. Can water possibly have a memory? A sceptical view. Homeopathy 96 (3): 158–162. Im Internet: https://bit.ly/2kycC5F

[12]      Harrer B. Replication of an experiment on extremely diluted thyroxine and highland amphibians. Homeopathy: the journal of the Faculty of Homeopathy 2013; 102 (1): 25–30. Im Internet: https://bit.ly/2lDaRo3

[13]      Tournier A, Klein SD, Würtenberger S et al. Physicochemical Investigations of Homeopathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis Part 2. J Altern Complement Med. 2019 Jul 19. doi: 10.1089/acm.2019.0064. Im Internet: https://www.liebertpub.com/doi/pdf/10.1089/acm.2019.0064

[14]      Baumgartner S. Stand der Grundlagenforschung in der Homöopathie. In: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. WissHom: Köthen (Anhalt); 2016. Im Internet: www.carstens-stiftung.de/artikel/stand-der-grundlagenforschung-in-der-homoeopathie.html

[15]      Endler PC, Bellavite P, Bonamin L et al. Replications of fundamental research models in ultra high dilutions 1994 and 2015 – update on a bibliometric study. Homeopathy 2015; 104 (4): 234–245.