Nierenleitbahn

Die Nierenleitbahn zählt zum Element Wasser und ist eine Yin-Leitbahn (Abb. 8.10). Sie steht über die Yin-Yang-Kopplung mit der Blasenleitbahn und über die Oben-Unten-Kopplung mit der Herzleitbahn in Verbindung.

Die 5 antiken Punkte sind Ni1 (Holz), Ni2 (Feuer) und Ni3 (Erde), Ni7 (Metall) und Ni10 (Wasser). Weitere wichtige Punkte sind Gb25 (Mu-Alarmpunkt der Niere), Ni5 (Xi-Punkt), Ni4 (Luo-Punkt) und Ni3 (Yuan-Punkt).

Häufige Disharmoniemuster im Verlauf der Nierenleitbahn

Die Nierenleitbahn kann in ihrem Verlauf unterschiedliche Disharmoniemuster aufweisen. Diese sind in Tab. 8.8 dargestellt.

Tabelle 8.8  Disharmoniemuster im Verlauf der Nierenleitbahn

Tonisierende Applikation auf der Nierenleitbahn

Tonisierendes Tape im Verlauf der Nierenleitbahn

Die tonisierende Applikation auf der Nierenleitbahn erfolgt mithilfe der Ligamenttechnik in Richtung der Leitbahn.

Aufgrund der Schambehaarung im Bereich von Ni11 wird hier das Tape nicht appliziert. Deshalb werden vorab insgesamt 2 Tapes zugeschnitten: Das 1. Tape reicht von Ni1 bis Ni10, das 2. Tape von Ni12 bis Ni27.

Durch Schweiß am Fuß bzw. durch das Laufen kann sich das Tape auf Ni1 schneller ablösen. Hier haben sich Gittertapes anstelle des elastischen Tapes bewährt. In solchen Fällen kann mit der Tapeapplikation ab Ni2 begonnen werden.

Tapeapplikation:

• Das 1. Tape wird abgemessen und zugeschnitten. Die Basis des Tapes wird ohne Spannung auf Ni1 appliziert. Dann wird das Tape von Ni1 bis Ni2 mithilfe des Hautvorschubs auf die Haut geklebt.
• Der Fuß des Patienten wird in Extension und Pronation gebracht. Das Tape wird weiter auf Ni3 bis Ni6 appliziert.
• Dann bringt man das Kniegelenk in Extension. Das Tape wird von Ni7 bis Ni10 mithilfe des Hautvorschubs appliziert.

• Das 2. Tape wird von Ni12 bis Ni21 mithilfe der Bauchatmung und ggf. einer Hyperextension der LWS appliziert.
• Dann wird das Tape von Ni22 bis Ni27 mithilfe der Einatmung (Thorax) und ggf. einer Hyperextension der BWS appliziert. Das Ende lässt man ohne Spannung auslaufen.
• Man streicht einige Male über das Tape, um es zu fixieren.
• Das Tape ist nun fertig und kann erfahrungsgemäß etwa 7 Tage auf der Haut verbleiben.

Diese Vorgehensweise ähnelt der tonisierenden Applikation auf der Magenleitbahn.

Tonisierendes Tape im Verlauf der Nierenleitbahn zur Behandlung chronischer Achillessehnenbeschwerden

Im folgenden Beispiel wird die Behandlung von chronischen Achillessehnenbeschwerden im Bereich von Ni7 mit einer tonisierenden Tapeapplikation beschrieben. Dieser Punkt wird mithilfe eines elastischen Tapes und eines Goldkügelchens tonisiert.

In diesem Beispiel wirkt Ni7 als Tonisierungspunkt und kann entsprechend mit einem Goldkügelchen tonisiert werden.

Druck- und Tapeapplikation:

• Ein Tape mit einer Breite von 2,5 cm wird abgemessen und zugeschnitten.
• Ein Goldkügelchen wird auf Ni7 appliziert.
• Die Basis des Tapes wird ohne Spannung distal von Ni7 appliziert.
• Mithilfe des Hautvorschubs wird das Tape über Ni7 (in Richtung Ni9) appliziert. Das Ende lässt man ohne Spannung auslaufen.
• Man streicht einige Male über das Tape, um es zu fixieren.
• Das Tape ist nun fertig und sollte erfahrungsgemäß nur etwa 2–3 Tage auf der Haut bleiben, da sich ansonsten durch das Kügelchen Druckstellen bilden können.

Sedierende Applikation auf der Nierenleitbahn

Sedierendes Tape im Verlauf der Nierenleitbahn

Die sedierende Applikation auf der Nierenleitbahn erfolgt mithilfe der Muskeltechnik entgegen der Leitbahn.

Tapeapplikation:

• Die sedierende Applikation erfolgt in ähnlicher Weise wie die tonisierende Applikation, allerdings wird das Tape ohne Zug in umgekehrter Reihenfolge über die Akupunkturpunkte geklebt, d.h. von Ni27 bis Ni1. Der Akupunkturpunkt Ni11 wird wieder ausgespart.
• Wichtig ist es, auf die Vordehnung des Gewebes zu achten.
• Das Tape kann erfahrungsgemäß etwa 7 Tage auf der Haut verbleiben.

Sedierendes Tape im Verlauf der Nierenleitbahn zur Behandlung mittelstarker Schmerzen im Unterbauch

Im folgenden Beispiel wird die Behandlung von mittelstarken Schmerzen im Unterbauch im Bereich von Ni12 bis Ni14 mit einer sedierenden Tapeapplikation beschrieben. Diese Punkte werden mithilfe eines elastischen Tapes und von Silberkügelchen sediert.

Die Silberkügelchen werden auf Ni12 und Ni13 appliziert, wenn sich beide Punkte bei der Palpation im Vergleich zu den anderen Punkten als besonders druckdolent erweisen.

Druck- und Tapeapplikation:

• Ein Tape mit einer Breite von 2,5 cm wird abgemessen und zugeschnitten.
• Ein Silberkügelchen wird auf Ni12 und Ni13 appliziert.
• Die Basis des Tapes wird ohne Zug proximal von Ni14 appliziert.
• Während der schmerzfreien Hyperextension der LWS und ggf. der Bauchatmung wird das Tape ohne Zug über Ni14 bis Ni12 geklebt. Das Ende lässt man ohne Spannung auslaufen.
• Man streicht einige Male über das Tape, um es zu fixieren.
• Das Tape ist nun fertig und sollte erfahrungsgemäß nur etwa 2–3 Tage auf der Haut bleiben, da sich ansonsten durch die Kügelchen Druckstellen bilden können.